PNN 24.11.10
Kleinmachnow - Gerhard Casperson blickt zufrieden über die
Nordkammer der Kleinmachnower Schleuse. „Es waren ja nur 18 Jahre“, sagt der
Umweltaktivist mit beschwingter Stimme – 18 Jahre, in denen die Gegner des
Schleusenausbaus demonstrierten, Lichterketten organisierten, Baumfällungen
verhinderten, Unterschriften sammelten und Protestschreiben an Ministerien
schrieben. Schlussendlich hat sich der Einsatz gelohnt, sagt Casperson und
lächelt.
Seit Freitag ist klar: Es wird keinen Ausbau der Schleuse geben.
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat ein Machtwort gesprochen und in
Kleinmachnow ist die Freude riesig. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Casperson,
als er am Dienstagmorgen mit Axel Mueller und Gerhard Hallmann über die
Schleusenbrücke schlendert. Hier hielten sie oft ihr Plakate in die Höhe,
verteilten Zettelchen. Casperson hätte Ramsauer umarmen können, hat er am
Freitag den PNN gesagt. „Meine Frau fand es nicht gut, das in der Zeitung zu
lesen“, sagt er heute – aber so war es nunmal. Eine Rührstück!
1992 hatten die Planungen zum Ausbau des Teltowkanals und der Machnower
Schleuse begonnen. Auf 190 Meter Länge sollte die Nordkammer ausgebaut werden –
alles auf Kosten der Umwelt, sagt Casperson. Einmal im Monat trafen sich die
Aktivisten vom Förderverein Buschgraben/Bäketal. Anfangs stießen sie kaum auf
Gehör, erzählt Casperson. Selbst das Kleinmachnower Rathaus habe sich wenig
interessiert. „Das hat große Wut hervorgerufen.“ Vom OdF-Platz bis zum
Augustinum wanderten die Protestler 1993 durch den Ort, am Ende hielt dann aber
auch der damalige Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) eine „flammende Rede“.
Die Umweltaktivisten schafften es, die Politik zu einen. Auch der damalige
CDU-Innenminister Jörg Schönbohm, der in Kleinmachnow lebt, beteiligte sich am
Protest, erzählt Gerhard Hallmann. Er und der Minister hatten Protestbriefe an
den Bund geschrieben. „Wir bekamen im Wortlaut die gleiche Antwort“, erzählt
Hallmann. „Ich konnte darüber lachen, aber Schönbohm war wütend.“ All die Jahre
habe man noch oft die gleichen Antworten hören müssen, sagt Hallmann.
Zugeständnisse gab es selten, sagt Axel Mueller. Erst als er am Machnower See
Heldbock und Eremit fand, wurden die verantwortlichen Bauherren aktiv. Es galt,
zwei seltene Käferarten zu schützen. „Die Planungen sind damals deutlich
verändert worden“, sagt Mueller – gereicht hat das den Umweltschützern nicht.
Zuletzt sah es schlecht aus.
Anfang des Jahres hatte der Bund den Bauauftrag ausgelöst, eine Tragödie
drohte. „Am Machnower See wurden schon Bäume zur Fällung markiert“, erzählt
Casperson. Durch Zufall habe man vom Treffen mit dem Förster Wind bekommen. Am
nächsten Tag waren die Aktivisten wieder vor Ort. ketteten Pappmännchen an die
Buchen und demonstrierten. Die Bäume blieben stehen. „Das war wichtig“, sagt
Mueller. Wären die Bäume gefallen, hätte es nichts gegeben, wofür es sich
gelohnt hätte zu demonstrieren.
„Vielleicht schreibe ich darüber mal ein Buch“, sagt Gerhard Hallmann. Ob Krimi
oder Thriller, das weiß er noch nicht. Auf jeden Fall bekommt die Geschichte
ein gutes Ende. Tobias Reichelt
Die Ausbaugegner wollen ihren Erfolg feiern: Los geht es am Sonntag, dem 1.
Advent, um 16 Uhr, an der Schleuse.