PNN 23.11.10

 

Erst Flugrouten, jetzt Buslinien

Kleinmachnow - So ein Giftpfeil kann schon mal nach hinten losgehen, wird sich Kleinmachnows Bürgermeister gedacht haben. Vor wenigen Tagen hatte Michael Grubert die Führungsriege des Landes wegen der miesen Informationspolitik zum BBI-Fluglärm attackiert. Man brauche sich über schwindende Glaubwürdigkeit und Politikverdrossenheit nicht zu wundern, polterte der Sozialdemokrat. In der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung sah sich Grubert selbst in der Schusslinie. In der Kleinmachnower Förster-Funke-Allee begehren Anwohner auf, weil ab 12. Dezember fünf Buslinien an ihrer Haustür vorbeifahren werden.

Erbost wollte Beatrice Müller in der Einwohnerfragestunde wissen: „Warum hat man uns nicht informiert?“ Sie sei „fassungslos“, was da auf die Anwohner zurolle: „Grundstücke, Wohn- und Lebensqualität werden an Wert verlieren.“ Nachbar Georg Heinen ist ihrer Meinung. „Wissen Sie, wie viele Starts und Bremsungen es da gibt?“, schmetterte er ins Plenum. Und Henrik Moritz, der sich gleichfalls als potenzielles Lärmopfer sieht, erkundigte sich, „warum denn kein intelligentes Netz geplant wurde, bei dem es drei verschiedene Routen gibt“.

Bürgermeister Grubert dürfte das vertraut geklungen haben, plagt er sich doch seit Wochen mit An- und Abflügen, Routenplanungen und Flugkrach herum, seitdem bekannt wurde, dass Kleinmachnow unter der unmittelbaren Flugschneise des künftigen BBI-Airports liegt. Nur ist diesmal das Problem, wenn es eines ist, hausgemacht. Beinahe zumindest, denn geregelt wird der öffentliche Personennahverkehr durch den Landkreis. Doch haben im Falle des TKS-Konzeptes – so nämlich heißt das erweiterte Bus-Angebot für Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf – die drei Kommunen Interesse für ein besseres Bus-Angebot bekundet und Handlungsbedarf angemeldet.

So zitierte SPD-Fraktionschef Jens Klocksin einen fraktionsübergreifenden Arbeitskreis, der sich mit der Verkehrsorganisation im Ort beschäftigt, dabei auch das TKS-Konzept auf der Agenda hatte und es für sinnvoll befand. Man könne „den Leuten nicht sagen, ihr Auto stehen zu lassen, ohne Alternativen anzubieten“, meint Klocksin. 12 000 Pendler würden täglich zur Arbeit nach Berlin fahren und abends zurückkommen nach Kleinmachnow. Es wäre doch gut, wenn viele den Bus nehmen, wobei klar sei, dass die Busse in der Förster-Funke-Allee „wie an anderen Haltestellen anhalten und wieder losfahren“. Im Übrigen, argumentiert Klocksin, würden von den fünf Linien drei am Tage im 20-Minuten-Takt und zwei im Nachtbetrieb im Stunden-Takt bedient. Da müsse man sich nicht empören.

Auch Ortsparlamentschef Klaus-Jürgen Warnick (Linke) ließ sich ungern nachsagen, nicht im Bilde zu sein. Er habe dem TKS-Konzept zugestimmt, zweimal sogar: im Kreistag und in der Arbeitsgruppe „Der Teltow“. Unisono meinten alle Kleinmachnower Fraktionschefs: Der zusätzliche Busverkehr sei gewollt. Richtig sei aber, dass niemand die Auswirkungen untersucht habe, räumte Maximilian Tauscher von der CDU beflissen ein. Doch, so wusste Bürgermeister Grubert zu beschwichtigen, sei nach einem Jahr eine Überprüfung der „Kosteneffizienz und auch eventueller Belastungen für die Anwohner“ geplant. Im Unterschied zu den Flugrouten, bei „denen wir betrogen und in die Irre geführt wurden“, seien Buslinien gewollt und die versäumte Information an die Anwohner ein bedauerlicher Lapsus. Grubert: „Manchmal huscht es einem durch.“ Peter Könnicke