PNN 19.11.10
Länder dementieren angebliche Absprache zu Gunsten von
Berlin und zu Lasten von Potsdam
Von Klaus Kurpjuweit
Berlin/Potsdam - Als „groben Unfug“ hat Brandenburgs Regierungssprecher Thomas
Braune am Freitag einen Bericht der „Bild“-Zeitung bezeichnet, wonach sich
Berlin und Brandenburg auf neue Flugrouten für den künftigen Flughafen in
Schönefeld geeinigt hätten – zum Nachteil von Potsdam. Auch Senatssprecher
Richard Meng sagte zu dem Bericht nur: „Quatsch.“
Zuvor hatte die „Bürgerinitiative Weltkulturerbe Potsdam“ behauptet, der
Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und Brandenburgs
Ministerpräsident Matthias Platzeck hätten sich geeinigt, den Berliner
Südwesten vom Fluglärm zu verschonen; statt dessen sollten startende Maschinen
direkt über Potsdam fliegen. Die Routen werden nach einer ausführlichen
Beratung – vor allem in der Lärmschutzkommission – von der Flugsicherung
festgelegt und anschließend vom Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung genehmigt.
Es sei absurd zu unterstellen, Platzeck und Wowereit könnten Flugrouten nach
„Gutdünken und politischem Kalkül“ festlegen, erklärte Braune.
Wowereit hat sich öffentlich dafür ausgesprochen, bei Starts von der Nordbahn
Richtung Westen geradeaus zu fliegen und nur die Maschinen, die von der
südlichen Bahn abheben, einen Knick von 15 Grad nach Süden fliegen zu lassen.
Damit wäre die internationale Vorschrift erfüllt, wonach Flugzeuge bei einem
Parallelstart nach dem Abheben um mindestens 15 Grad voneinander abweichen
müssen, um sich nicht gegenseitig zu gefährden.Die Flugsicherung hat
bekanntlich vorgeschlagen, auch bei Flügen von der Nordbahn abzuknicken, was
den Lärmteppich näher an Lichtenrade, Kleinmachnow, Teltow, und Stahnsdorf heranrücken
ließe. Bei einem Geradeausflug würden diese Bereiche nicht überflogen.
Platzeck tut sich schwer, der Idee Wowereits zu folgen, weil dann die Maschinen
dicht über Mahlow hinwegdonnern würden. Und dort hatte man nach dem Vorschlag
der Flugsicherung gehofft, wenigstens etwas weniger vom Fluglärm abzubekommen.
Landende Maschinen werden im Westen auf jeden Fall Blankenfelde-Mahlow ständig
überfliegen.
Auch beim Geradeaus-Start in Schönefeld fliegen die Maschinen heute zum größten
Teil an Potsdam vorbei (siehe Grafik). Die meisten Flüge aus Berlin führen zu
Zielen im Westen oder Süden. Und die Westflüge konzentrieren sich auf den
Bereich südlich von Werder – weit weg von Potsdam mit seinen Welterbestätten.
Flugzeuge, deren Kurs nach Norden oder Osten führt, machen weit vor Potsdam die
Biege und fliegen über den Bereich Teltow und dann breit gefächert über das
Berliner Stadtgebiet – in einer Höhe von rund drei Kilometern.
Auch nach Starts vom Flughafen Tegel nehmen die Flugzeuge bei Zielen im
Südosten den Weg über die Stadt. Sie fliegen über Kladow, Steglitz-Zehlendorf
und Tempelhof-Schöneberg gen Neukölln. Auch hier sind die Flugzeugen nach
Angaben der Flugsicherung rund drei Kilometer hoch.
In diesem dichten Flugverkehr über der Stadt sehen die Flugsicherung und das
Innenministerium kein Sicherheitsrisiko. Ein Überfliegen von Städten in
größerer Höhe sei weltweit üblich, hieß es auf Anfrage.
Die Flugsicherung zeigt die Flugverläufe mit Höhenangaben unter www.dfs.de