PNN 18.11.10
Kleinmachnow - Die Stimmung war kontrovers bei einer
Diskussionsrunde über integrative Schulpolitik in Brandenburg: Eltern, Lehrer
und Kommunalpolitiker haben sich am Dienstagabend in Kleinmachnow für den
Erhalt der Albert-Schweitzer-Förderschule ausgesprochen. Aus Sicht des
Schulamtes ist der Fortbestand jedoch ausgeschlossen. Allgemein sollte auf dem
von den Grünen initiierten Forum mit etwa 60 Gästen über die gemeinsame Zukunft
behinderter und nichtbehinderter Schulkinder diskutiert werden. Angesichts der
Situation in Kleinmachnow konzentrierte sich die Debatte schnell auf die
Albert-Schweitzer-Förderschule für geistig behinderte Kinder. Viele Redner
kritisierten den verhängten Aufnahmestopp (PNN berichteten). Sie warfen dem
Schulamt „konzeptionsloses und paradoxes Vorgehen“ vor: Wenn die Schülerzahlen
sinken, müsste mit Werbung reagiert werden – und nicht mit dem Stopp die
schleichende Abwicklung der Schule vorbereitet werden, hieß es.
,,Ich bin fassungslos, wie der Landkreis über die Förderschule entscheidet ohne
jegliches pädagogische Konzept“, so die Kritik von Bürgermeister Michael
Grubert (SPD). Einzig aus Kostengründen die Schule zu schließen, sei
inakzeptabel. Nachdem in den Vorjahren bereits Teile des Schulgeländes verkauft
worden seien, hält er es für denkbar, dass der Kreis als Schulträger die
gesamte Immobilie nach Schließung veräußern will. Für Haus und Grund könnte mit
über einer Million Euro gerchnet werden, sagte Grubert den PNN. Ohne Konzept
würden dann die Schulkinder auf die anderen Standorte verteilt.
,,Der Aufnahmestopp bricht uns das Genick“, betonte Schulleiterin Grit Köpke.
Über die Qualität der Arbeit werde bei der Schließungsdebatte nicht geredet.
Eltern und Kommunalpolitiker lobten unter dem Applaus der Gäste einhellig die
pädagogische Arbeit. ,,Dort gibt es individuelle Förderung und die Kinder
erlangen Selbstbewusstsein in einem tollen Umfeld“, betonte Elternvertreter
Sebastian Schmidt.
Im Zentrum der Kritik stand Thomas Schulz, Fachbereichsleiter der
Kreisverwaltung und Vertreter des Schulträgers. Wie berichtet, hat sie den
Aufnahmestopp verhängt. ,,Die Verwaltung wird keinen Schließungsbeschluss
vorlegen“, erklärte er. ,,Wir wollen über mögliche Konzepte diskutieren und
auch, wie die Zusammenarbeit der Förderschulen in der Region eventuell vertieft
werden kann.“ Der Aufnahmestopp sei richtig gewesen, ,,damit man nachdenken
kann, wie es weitergeht“, so Schulz. Unterstützt wurde er von Schulrat
Karl-Josef Lenz: ,,Der Aufnahmestopp ist verantwortungsbewusst.“ Die Eltern
wüssten seit Jahren, dass die Schule geschlossen werden müsse, weil keine
langfristige Perspektive für den Erhalt gegeben sei. Die Schülerzahlen seien
nicht ausreichend. Die ,,Faktenlage“ würde nur einen Schluss zulassen: die
Schulschließung.
Die Zukunft der Schweitzer-Förderschule wird bei der nächsten Sitzung des
Bildungsausschusses des Kreistages im Januar vor Ort diskutiert. Thomas
Wendel