PNN 5.11.10
Blankenfelde/Potsdam - Wer vom Schönefelder Fluglärm bedroht ist,
kann sich ab sofort kostenlos beraten lassen: Nach den massiven
Bevölkerungsprotesten wurde in der Gemeinde Mahlow-Blankenfelde, unmittelbar
neben den Startbahnen des Airports gelegen, gestern ein
„Flughafen-Beratungszentrum“ des Landkreises Teltow-Fläming eröffnet. „Es steht
allen offen, egal ob aus Brandenburg oder Berlin“, sagte Landrat Peer Giesecke
(SPD). Es sei eine „neutrale Beratungsstelle“, die zwar das
Kommunikationsdesaster der letzten Wochen um geplante Flugrouten nicht
wettmachen, die aufgeheizte Stimmung in der Region aber vielleicht „etwas
befrieden“ könne. Es sei aber „kein Anti-Flughafen-Koordinierungsbüro“.
Zur Eröffnung der Beratungsstelle, in der auch der neue Brandenburger
Fluglärmbeauftragte seinen Amtssitz haben wird und Investoren beraten werden
sollen, erschien auch Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD).
Er deutete an, dass die Deutsche Flugsicherung (DFS) kommenden Montag auf der
Sitzung der von 17 auf 34 Kommunen erweiterten Fluglärmkommission erste neue
Vorschläge für verträglichere Flugrouten vorlegen will. „Ich denke, dass es
erste Hinweise der Deutschen Flugsicherung geben wird.“
Die Sitzung kann zumindest stattfinden: Unmittelbar an den Airport grenzende
Gemeinden wie Mahlow-Blankenfelde scheiterten mit dem Versuch, die Tagung per
einstweiliger Verfügung vom Verwaltungsgericht Potsdam zu verhindern. Sie
lehnen die Erweiterung der Kommission um Kommunen und Südberliner Bezirke ab,
die weniger vom Fluglärm belastet sind. „Wir wollen keinen Keil in die
Phalanx der Anrainerkommunen treiben“, sagte Ortwin Baier, Bürgermeister von
Blankenfelde-Mahlow. Aber es gebe aus gutem Grund klare Regularien, dass nur
nachgewiesen intensiv belastete Kommunen vertreten sind. „Das Land darf das
Recht nicht beugen.“ Das Potsdamer Verkehrsministerium hatte das Gremium um
alle Kommunen in einem 25-Kilometer-Radius erweitert, in denen Maschinen noch
unter 2000 Meter fliegen.
Ziel müsse es sein, sagte Platzeck, dass es durch intelligente Lösungen „so
wenig wie möglich vom Fluglärm Betroffene gibt.“ Es gehe etwa darum, ob
man die Landebahnen voll ausnutzen, in welchem Winkel die Flugzeuge
hochsteigen, ob es Parallelbetrieb die ganze Zeit geben muss. Forderungen nach
einem Baustopp des BBI wies er zurück. „Schönefeld ist nicht Stuttgart 21.“
Dort sei man noch am Beginn, der von Berlin und dem Bund durchgesetzte
BBI in Schönefeld – „nicht der optimale Flughafenstandort“ – aber fast fertig.
Und die Wogen schlagen immer höher. So hat Köpenick einen eigenen
Flugroutenvorschlag vorgelegt, um östlich des Airports Belastungen zu
vermeiden.
Am Donnerstag schlossen sich elf Bürgerinitiativen aus neu betroffenen
Kommunen wie Groß Ziethen, Kleinmachnow, Potsdam, Stahnsdorf, Teltow und
Wannsee zu einem weiteren Bündnis zusammen, das auf die ursprünglich geplanten
Flugkorridore drängt. Schirmherrin ist Sabine Bergmann-Pohl (CDU), die
Präsidentin der ersten frei gewählten DDR-Volkskammer.