PNN 29.10.10
Berlin - Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat sich
dafür ausgesprochen, die ursprünglich vorgesehenen Flugrouten für den Flughafen
Berlin-Brandenburg International (BBI) beizubehalten. „Diese Routen müssen
Basis aller weiteren Arbeiten bleiben“, forderte er am Donnerstag in Berlin.
Die Kapazität der im Genehmigungsverfahren vorgesehenen Strecken reiche
vollkommen aus, sagte Ramsauer. Sie hätten in den vergangenen zehn Jahren „ein
hohes Maß an öffentlichem Glauben“ entwickelt, obwohl sie rein formal nicht
gültig gewesen seien. Es gehe auch um die Verlässlichkeit der Politik.
Beim ursprünglich geplanten Geradeaus-Start würden Berlin-Lichtenrade sowie
Kleinmachnow, Teltow, Stahnsdorf und Potsdam im Westen und vor allem Zeuthen im
Osten kaum noch Lärm abbekommen. Laut würde es dagegen über
Blankenfelde-Mahlow, das nach den Plänen der Flugsicherung (DFS) umflogen
werden sollte. Das Überfliegen durch startende Maschinen sei den Bewohnern
nicht zuzumuten, hatte die DFS argumentiert.
Es sei unwahrscheinlich, so Ramsauer, dass der Flugverkehr am BBI so stark
zunehme, dass die aktuell diskutierten Routen erforderlich würden: „Ich weiß
nicht, ob wir das überhaupt noch erleben werden.“ Deshalb sollten die zuständigen
Behörden prüfen, welches Aufkommen mit den bisherigen Routen vernünftig
bewältigt werden könne. Auf der bisherigen Basis sei Geld in den Schallschutz
geflossen, außerdem habe der BBI noch bis vor kurzem Broschüren mit den
bisherigen Routen ausgegeben. „Menschen, die sich jetzt beschweren, haben alle
Legitimation dazu.“ Wenn man die Beschwerden nun ernst nehme, „wird da kein
zweites Stuttgart 21 entstehen“, versicherte er.
Ramsauer verwies zugleich darauf, dass er die Routen formal nicht genehmige.
Die Fluglärmkommission und die Deutsche Flugsicherung (DFS) sprächen eine
Empfehlung aus, auf deren Basis das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung
Genehmigungen erteile. Das Amt ist aber eine Behörde des Ministeriums.
Ramsauer griff die Regierungschefs von Berlin und Brandenburg an. Klaus
Wowereit als Aufsichtsratschef des BBI sowie Matthias Platzeck (beide SPD)
hätten von Anfang an alle Informationen über die Routen vorgelegen. „Sie dürfen
jetzt nicht gegen sich selbst protestieren.“ Beide hatten bisher betont, von
den neuen DFS-Plänen überrascht worden zu sein.
Bei einer Rückkehr zu den im BBI-Genehmigungsverfahren vorgesehenen Routen
verringert sich dessen Kapazität, weil dann keine unabhängigen Starts und
Landungen auf beiden Bahnen mehr möglich sind.C. Brönstrup, K. Kurbjuweit