PNN 26.10.10

 

Startschuss für regionale Stadtwerke

Teltow und Kleinmachnow wollen im Energiemarkt aktiv werden / Gutachten: Zunächst Übernahme von Gas- und Stromnetz (26.10.10)

Teltow - Teltow und Kleinmachnow könnten die Energieversorgung in der Region künftig in die eigene Hand nehmen. Perspektivisch sei es möglich, dass die beiden Nachbarkommunen das örtliche Strom- und Gasnetz übernehmen und ein gemeinsames Stadtwerk gründen. Zu diesem Schluss kommt nach PNN-Informationen ein Gutachten, das einem kleinen Kreis von Teltower und Kleinmachnower Politikern sowie Verwaltungsmitarbeitern in der Vorwoche in Teltow vorgestellt wurde. Darin wurden acht Modelle zur Gründung von Stadtwerken abgewogen und eine Variante empfohlen.

Für die Stadt Teltow hatte die stadteigene Fernwärme Teltow GmbH das Gutachten in Auftrag gegeben. In einem ersten Schritt könnte Teltow dem favorisierten Modell nach zunächst sein Gas- und Stromnetz übernehmen. Das ist möglich, weil die Nutzungsrechte der bisherigen Netzbetreibern auslaufen. Über eine Verlängerung des Konzessionsvertrages mit dem Stromlieferanten Eonedis müsste in Teltow Mitte 2011 entschieden werden, über eine Verlängerung mit dem Gaslieferanten EMB Ende 2013 – statt zu verlängern, könnte Teltow die Netze kaufen. Allein für das Stromnetz wären 11 bis 14 Millionen Euro fällig. Dafür soll nach PNN-Informationen die stadteigenene Fernwärme GmbH einen Kredit aufnehmen. Getilgt werden soll er durch die Verpachtung der Netze an Energielieferanten.

Zeitgleich würde die Stadt eine Netzgesellschaft gründen, an der sie eine Minderheitsbeteiligung von maximal 49 Prozent hält. Strom- und Gaslieferanten wie Eonedis oder EMB könnten die übrigen Anteile erwerben, sie sollen nicht ganz aus dem Geschäft gedrängt werden. Über den Gesellschaftervertrag sollen die Mitbestimmungsrechte der einzelnen Netzgesellschaftsmitglieder festgelegt werden. In den kommenden Wochen können die Mitglieder der Teltower Stadtverordnetenversammlung ein Interessensbekundungsverfahren starten, mit dem Partner für die Netzgesellschaft gefunden werden sollen.

Auch Kleinmachnow könnte nach gleichem Vorbild handeln. „Die Voraussetzungen sind ähnlich“, sagte Jürgen Piekarski, im Rathaus für die Kommunale Zusammenarbeit zuständig, gegenüber den PNN. Piekarski hatte den Termin in Teltow begleitet. Am 9. November sollen auch die Kleinmachnower Gemeindevertreter die Ergebnisse der Studie für ihre Kommune erhalten, sagte er. Hier muss ebenfalls Mitte 2011 über die Nutzungsrechte für die Strom- und Gasnetze im Ort entschieden werden.

Sind die Netze beider Kommunen erstmal in kommunaler Hand, könnte über die Gründung eines regionalen Stadtwerks entschieden werden – Teltow, Kleinmachnow und später auch Stahnsdorf könnten selbst Strom, Gas und Fernwärme erzeugen und anschließend über die eigenen Netze verteilen. Für die Teltower Linke ein attraktives Modell. Seit Langem setzen sie sich für Stadtwerke ein, sagte Fraktionschef Steffen Heller. Das vorgestellte Modell sei durchaus denkbar. „Damit wird der Einfluss der Kommune wieder erhöht.“ Auch Fraktionskollege Wolfgang Köhn ist überzeugt: „Allein die Netze sind wie Gelddruckmaschinen für Teltow.“ Tobias Reichelt