PNN 16.10.10

 

IM RÜCKBLICK

Rückgabe vor Entschädigung

WESSIS GEGEN OSSIS

„Kleinmachnow bewaffnet sich gegen Wessis“ – so war 1991 ein Foto in einer Boulevardzeitung betitelt, das einen kalaschnikowbewehrten Mann im Garten eines Einfamilienhauses zeigte. Maßlos übertrieben, aber schlimm genug: Die Bundesregierung setzte auf „Rückgabe vor Entschädigung“, gerade in Kleinmachnow aber gab es besonders viele Grundstücke mit West-Besitzern, die diese nun zurückforderten, oft mit spekulativem Interesse. Bald machte das Schlagwort „Vertreibung“die Runde, und wenngleich die Welle der Eigenbedarfskündigungen nicht ganz so hoch schwappte wie befürchtet, wurden doch durch Weg- und Zuzüge allein 1995/96 etwa 20 Prozent der Bevölkerung ausgetauscht.



SCHATTEN DER GESCHICHTE

Große Unruhe lösten auch die seit 1997 geführten juristischen Auseinandersetzungen um die Sommerfeld-Siedlung aus, benannt nach einem jüdischen Unternehmer, der 1933 fliehen musste und dessen Firma „arisiert“ wurde. Ein Anwalt klagte im Auftrag der Sommerfeld-Erben auf Rückgabe der Grundstücke, der Musterprozess, von dem 700 weitere Klagen abhingen, ging bis vors Bundesverfassungsgericht, wo die Erben 2009 unterlagen. Dauerkonfliktstoff in Kleinmachnow ist der geplante Ausbau der Machnower Schleuse am Teltowkanal, aktueller Aufreger ist der aus Schönefeld drohende Fluglärm.



HORT DER JUGEND

Seit der Wende ist die Bevölkerungszahl Kleinmachnows von etwa 11 500 auf 19 555 gestiegen, mit weiter langsam wachsender Tendenz. Besonders junge Familien zieht es in den Ort. Seit 1998 gibt es Jahr für Jahr einen Geburtenüberschuss, 2005 wurde Kleinmachnow vom Land Brandenburg als „familienfreundliche Gemeinde“ ausgezeichnet. Zentrum ist der neu gebaute Rathausmarkt, an die Geschichte der Gemeinde erinnert die nach dem dortigen Adelsgeschlecht benannte Hakeburg am Machnower See, entstanden 1906/08.

CHECKPOINT BRAVO

Die Grenzkontrollstelle Drewitz entstand 1969, sie löste eine kleinere Anlage an der zuvor nördlich verlaufenden Autobahn ab. 1993 wurde sie abgerissen, übrig blieb der Kommandantenturm, den der Verein Checkpoint Bravo – 16 Mitglieder, zwei aus der DDR – ab 2005 restaurierte. 2009 wurde eine Dauerausstellung eröffnet. Sie ist noch bis Ende Oktober zu besichtigen ( Jeweils Do, Fr, Sa, So 10 – 18 Uhr, Eintritt frei). ac