PNN 16.10.10
Potsdam-Mittelmark/Berlin - Die Proteste gegen den befürchteten
Fluglärm des künftigen Großflughafens in Schönefeld sollen in den nächsten Wochen
noch erheblich verstärkt werden. Zu diesem Zweck trafen sich am späten
Freitagabend Vertreter zahlreicher Bürgerinitiativen aus den südlichen Berliner
Stadtteilen und dem angrenzenden Umland in der großen Markthalle des Schlosses
Diedersdorf zu einem ersten Forum. Mit großer Zustimmung wurde von den rund 250
Teilnehmern die Aufforderung des Bürgermeisters von Großbeeren, Carl Ahlgrimm,
begrüßt, den Widerstand gegen den Fluglärm nicht zu zersplittern. „Nur durch
ein gemeinsames Vorgehen können wir die Auswirkungen des Großflughafens für die
Anwohner so gering wie möglich halten“, sagte Ahlgrimm, der der kommunalen
Schutzgemeinschaft der Umlandgemeinden vorsteht. „Wir müssen zusammen stehen,
unabhängig vom jeweiligen Wohnort.“
Die Einladung ging vom Bürgerverein Berlin-Brandenburg (BVBB) aus, der in den
letzten Jahren vor allem von Blankenfelde-Mahlow aus gegen den Bau eines
Airports in Schönefeld mit Klagen und kleineren Demonstrationen gekämpft und
sich zuletzt auf die Einhaltung des Nachtflugverbots konzentriert hatte. Seit
der Veröffentlichung möglicher Ab- und Landerouten durch die Deutsche
Flugsicherung Anfang September haben sich rund 30 neue Bürgerinitiativen
gegründet, um einen Überflug in geringer Höhe über die jeweiligen Brandenburger
Orte und Berliner Stadtteile zu verhindern.
Nach Angaben des BVBB hat sich die Zahl der vom Fluglärm betroffenen Menschen
nun um 100 000 Einwohner nahezu verdoppelt. Vor allem im Südwesten Berlins
würde die Belastung nach den bisher veröffentlichten Flugrouten erheblich
zunehmen. Der Bürgerverein fordert deshalb einen sofortigen Baustopp am
Großflughafen, da die Verdoppelung der Lärmbelastung im
Planfeststellungsbeschluss von 2004 vertuscht worden sei. Ganz bewusst ziehen
die Protestierer einen Vergleich mit den Auseinandersetzungen um das
Bahnprojekt Stuttgart 21. „Beim Großflughafen in Schönefeld geht es aber im
Gegensatz zu Stuttgart 21 nicht nur um Nostalgie, Städtebau und manipulierte
Finanzierung, sondern zuerst um vielfach betroffene Menschen“, erklärte die Vereinigung.
Es sei bis zur geplanten Inbetriebnahme von Schönefeld Mitte 2012 noch genügend
Zeit, um über Alternativen und eine neue Nutzung der jetzt fertiggestellten
Rohbauten nachzudenken sowie ein Nachnutzungskonzept zu entwickeln.
Wie berichtet, hatten die Bürgermeister von Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf
bereits am Mittwoch gefordert, den Bau des Flughafens zu stoppen, bis
verträgliche Flugrouten gefunden seien. Gemeinsam wollen die Kommunen alle
rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um einen Baustopp zu erwirken. Dafür
soll Geld aus den Stadtkassen fließen. Zahlreiche Bürgerinitiativen haben sich
der Forderung angeschlossen.
Ferdi Breidbach, Ehrenvorsitzender des BVBB, warnte indes vor einer einseitigen
Schuldzuweisung an die Deutsche Flugsicherung. „Diese Behörde handelt bei der
Festlegung der Flugrouten lediglich nach sachlichen Grundsätzen. Schuld haben
allein die Politiker, die den völlig falschen Standort Schönefeld durchgesetzt
haben“, meinte Breidbach. „Wir müssen deshalb zurück zu den Wurzeln der
Standortsuche – nach Sperenberg. Claus-Dieter Steyer(mit tor)