PNN 1.10.10
Von Tobias Reichelt
Kleinmachnow - Wenn bloß die vielen Stufen nicht wären, stöhnen
Samira, Sharon, Antonia und Elisabeth. Wer am evangelischen Gymnasium in
Kleinmachnow hoch hinaus will, muss schwitzen. Das haben die Siebtklässlerinnen
nach wenigen Wochen in ihrem neuen Schulhaus erfahren. Sieben Etagen gilt es zu
erklimmen, bis man das oberste Stockwerk erreicht hat. Die Anstrengung lohnt:
Auf höhenverstellbaren Tischen sind moderne Macbooks aufgereiht, an der Wand
hängt eine elektronische Tafel, Sitzsäcke liegen verknautscht in der Ecke.
„Unsere Schule ist cool“, fast Antonia zusammen – und wer sich die Mühe macht,
könne von hier oben bis nach Berlin gucken.
Die Hoffbauer-Stiftung hat gestern in Kleinmachnow den Einzug in ihr neues
Schul- und Kindergartengebäude auf dem früheren Siemens-Areal am Schwarzen Weg
gefeiert. In sechsmonatiger Bauzeit verwandelte sich der Siebengeschosser vom
Büro- zum Schulhaus samt Kita im Erdgeschoss. Spiellandschaften für die Kleinen
und Klassenzimmer, Gruppenräume, weite Flure und moderne Fachkabinette für die
Großen wurden eingerichtet. Das Raumangebot ist riesig, jedes Klassenzimmer hat
einen eigenen Arbeitsraum und auch einen Musikpavillon gibt es. Rechnerisch
entfallen auf jeden Schüler fast 14 Quadratmeter.
„Das sind tolle Lernbedingungen“, schwärmte Bildungsstaatssekretär Burkhard
Jungkamp (SPD) auf der Feier. Neben politischer und kirchlicher Prominenz war
auch Investor Hubert Haupt zu Gast. Sein Immobilienunternehmen hatte das
Gelände einst von Siemens eher zufällig erworben. „Wir mussten es im Paket mit
anderen Immobilien kaufen“, erzählte Haupt. Dass sich hier einmal ein
„Vorzeigeprojekt Bildungscampus“ entwickelt, daran war nicht zu denken. Heute
finden sich nach jahrelanger Bautätigkeit auf dem Gelände neben Gymnasium und
Kita auch eine evangelische Grundschule und ein Oberlin-Internat wieder. Mit
dem Einzug in das neue Haus ist das Gymnasium seit Schuljahresbeginn erstmals
dreizügig. 175 Schüler werden hier derzeit unterrichtet. Unter voller
Auslastung sollen einmal 450 Gymnasiasten an der Schule lernen. Mit Grundschule
und Kita wären dann 730 Kinder auf dem Campus untergebracht. Das einzige, woran
es jetzt noch fehle sei eine Spothalle, findet Investor Haupt. Aber auch die
soll kommen, versprach er.
Seit Jahren drängt die Hoffbauer-Stiftung auf den Bau einer Halle. Bislang
findet der Sportunterricht an anderen Schulen statt. „Jetzt liegt ein konkretes
Angebot vor“, sagte Hoffbauer-Chef Frank Hohn. Demnach will Haupt eine Halle
auf dem Gelände bauen und anschließend für etwa fünf Millionen Euro verkaufen.
Käufer könnten neben Hoffbauer auch der Kreis und die Kommunen Teltow,
Kleinmachnow, Stahnsdorf sein, auch sie haben Hallenbedarf für ihre Schulen.
Noch in diesem Jahr könnte man sich einigen, hofft Hohn. Bis die Halle steht,
könnte aber noch viel Zeit vergehen. „Nicht so schlimm“, findet Antonia. Das tägliche
Treppensteigen sei ein guter Sport-Ersatz.