PNN 4.9.10
Von Tobias Reichelt
Kleinmachnow - Es ist ein denkwürdiges Symbol für das Ende des Kalten
Kriegs: Nach dem Mauerfall wagte sich der Berliner Künstler Eckhardt Haisch,
das Panzerdenkmal an der A115 zu verwandeln: Eine rosa Schneefräse sowjetischer
Bauart sollte seit 1992 die „Panzerrampe“ an der A 115 bekrönen. Doch der
Betonsockel bröckelt seit Jahren, das provokante rosa ist unter Graffito und
Rost kaum noch auszumachen. Um das Wende-Denkmal zu retten, hat sich jetzt die
Initiative „Freunde des Panzerdenkmals“ gegründet.
Bis zum 50. Jahrestag des Mauerbaus im kommenden Jahr soll das Denkmal saniert
sein, sagte Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) am Mittwochabend
im Rathaus. Grubert gehört zu den Mitbegründern der Initiative. Um das Denkmal
zu retten, wollen sie eine Stiftung gründen. Kommune, Land und die Eigentümer
des Denkmals, die BVVG Bodenverwertungs- und Bodenverwaltungs GmbH, sollen sich
einbringen. Bislang gestalten sich die Gespräche mit der BVVG allerdings
schwierig. Am Montag werde es im Brandenburger Kulturministerium ein Treffen
aller Beteiligten geben, kündigte Grubert an.
65 Jahre nach seinem Bau blickt Kleinmachnows „Panzerdenkmal“ auf eine
wechselvolle Geschichte zurück: Die Soldaten der Sowjetarmee hatten im Mai 1945
in Zehlendorf einen Kampfpanzer der legendären IS-Serie (IS für Iossif Stalin)
auf den Sockel gehoben. Wütende Berliner beschmierten das Denkmal im Juni ’53.
Die Westalliierten bauten einen Käfig herum, angeblich zu seinem Schutz. Zwei
Jahre darauf wurde das Denkmal von den Russen an die Sektorengrenze versetzt,
die Kanone martialisch nach West-Berlin gerichtet. Der IS wurde von einem T 34
abgelöst.
Unlängst hatte Kulturministerin Martina Münch (SPD) erklärt, dass der Sockel
des einstigen Panzerdenkmals und die darauf stehende Schneefräse ein Denkmal im
Sinne des brandenburgischen Denkmalschutzgesetzes sei. 20 000 Euro will das
Land für die Sanierung zur Verfügung stellen. Das allein reicht jedoch nicht.
Bürgermeister Grubert schätzt den Bedarf auf 70 000 Euro. Zudem könnte das
„Panzerdenkmal“ Teil eines Erinnerungspfades werden. Ein Abzweig vom
Mauerradweg soll Denkmal, Grenzübergangsstelle Dreilinden, das hohle
Hoheitszeichen der DDR und den Kontrollturm am Checkpoint Bravo verbinden.
Hochkarätige Unterstützung haben sich die Kleinmachnower aus Berlin geholt. Der
Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Axel Klausmeier, referierte am Mittwoch
zur Bedeutung des „Panzerdenkmals“. Es sei, so Klausmeier, „im kollektiven
Gedächtnis verankert“. Als eine von wenigen Gedenkstätten weltweit, hätte das
Denkmal durch politische Veränderungen immer neue Bedeutungen erlangt: Die
Sowjetarmee feierte es 1945 als Symbol für das Ende der Nazi-Diktatur. Im Juni
’53 formierte sich am Denkmal noch auf Berliner Seite der Protest gegen die
Niederschlagung des Volksaufstands in der DDR. Unzähligen Reisenden sei der
Blick auf die Mündung des Kanonenrohrs auf der Transitstrecke in Erinnerung.
Die Schneefräse ist seit 18 Jahren – getreu dem Motto „Schwerter zu
Pflugscharen“ – auch ein Mahnmal der friedlichen Wiedervereinigung. Die
„Freunde des Panzerdenkmals“ wollen die wechselvolle Geschichte erlebbar
machen, sagte Peter Boeger. „Nichts ist uninteressanter als ein Denkmal, über
das man nicht reden kann.“