PNN 4.9.10

 

„"as darf nicht bebaut werden"

Kleinmachnows SPD ist sich einig: Keine Besiedlung des Buschgrabens, nur ein bisschen (04.09.10)

Kleinmachnow - Für das Gros der Zuhörer hätte es der leidenschaftlichen Überzeugungsarbeit nicht bedurft. In 25 Minuten hatte Umweltschützer Gerhard Casperson referiert, weshalb der Kleinmachnower Buschgraben ein „landschaftsprägendes, ökolgisch sensibles und geologisch interessantes Gebiet“ ist. Sein Fazit: „Das darf nicht bebaut werden.“

Unter dem Publikum gab sich keiner zu erkennen, der dies vorhat. Auch die örtliche SPD nicht, die am Donnerstag ins Rathaus eingeladen hatte, um über die Zukunft des Buschgrabens zu diskutieren. Statt einer Bebauung des grünen Scharniers zwischen Kleinmachnow und Berlin will SPD-Bürgermeister Michael Grubert das Areal als weißen Fleck im gemeindlichen Flächennutzungsplan. Dieser regelt, wo es im Ort künftig noch Bauland geben soll – weiß bedeutet, dass die Flächen unberührt bleiben. Einzig der Teil des Buschgrabens, der an den vorhandenen Siedlungsbereich Am Rund grenzt, solle bebaut werden. Doch ist Grubert mit seinem Vorschlag im jüngsten Bauausschuss knapp gescheitert. Das Gremium empfahl vielmehr, dem Vorschlag von Anne von Törne zu folgen: Die BIK-Gemeindevertreterin schlug vor, das Land östlich des Buschgrabens – etwa zwei Hektar – für eine Bebauung freizugeben. Vor allem der Erbengemeinschaft Gérard, der ein Großteil des Buschgraben-Areals gehört, würde dies nach jahrlangem Bemühen Baurecht ermöglichen.

Am 24. September soll sich die Gemeindevertretung entscheiden. Für die SPD sowie die Grünen und auch für die WIR-Wählergruppe ist eine Besiedlung des Buschgrabens tabu. Auch jenseits der Ortsgrenze, in Zehlendorf, hält man eine „Bebauung für nicht verträglich“, wie Bezirksbaustadtrat Uwe Stäglich (SPD) am Donnerstag wiederholt betonte. „Der Buschgraben muss ein wirkungsvoller Grünzug bleiben“, sagte er. Von Berliner Seite werde es keine Erschließungsmöglichkeiten für eine Besiedlung des Buschgrabens geben.

Ob die Gérard-Erben nicht Regressansprüche stellen können, wenn ihnen eine Besiedlung ihrer Flächen verwehrt bleibe, wurde am Donnerstag aus dem Publikum gefragt. Schließlich sei ein Argument der Befürworter einer Bebauung – dazu gehören neben der BIK die CDU, FDP und Teile der Linken – , dass man die Realität des Privateigentums und die ursprünglichen Bauabsichten beim Kauf des Geländes im Jahr 1895 anerkennen müsse. „Baurechtlich ist relevant, was am 3. Oktober 1990 galt“, klärte Matthias Schubert auf, der Verwaltungsjurist und in Kleinmachnow SPD-Chef ist. „Und da lag kein Bebauungsplan vor, es war eine Grünfläche im Außenbereich.“

Anders verhält es sich in dem Bereich, für den sich Bürgermeister Grubert eine Bebauung vorstellen kann. Dort gibt es bereits 19 parzellierte Grundstücke verschiedener Eigentümer. Diese zu bebauen, würde die vorhandene Besiedlung Am Rund städtebaulich abrunden. „Eine geordnete Situation ist hier durchaus wünschenswert“, betonte Grubert. Zudem gebe es an dieser Stelle durchaus einen rechtlichen Zwang: Die Eigentümer könnte das – durch die bereits vorgenommene Parzellierung – quasi vorhandene Baurecht einklagen, was in einem Fall auch geschehen ist. „Besser, wir geben eine geordnete städtebauliche Linie vor, als das von Gerichten entscheiden zu lassen“, sagte Grubert.

Thomas Liederwald hat am Donnerstag gut zugehört. Er ist in der Initiative „Grüner Buschgraben“, aber nicht in der SPD. Dennoch kann er dem Bürgermeister folgen. „Und wie man sich dem Fazit von Gerhard Casperson verschließen kann, den Buschgraben unberührt zu lassen, kann ich nicht verstehen.“ Peter Könnicke