PNN 31.8.10
Kleinmachnow - Die Bedingungen stimmen. Kleinmachnows Kulturstätte
„Kammerspiele“ präsentiert sich 72 Jahre nach ihrer Eröffnung in unerwartet
guter Verfassung. Die Bausubstanz ist solide, die Mauern trocken, die Statik
stabil und auch das Publikum ist an dem Kino interessiert. Das ist das Resultat
der Machbarkeitsstudie, die das Rathaus zum Kauf und zur Sanierung der
Kammerspiele in Auftrag gegeben hatte. Wie berichtet, ist vom kompletten Umbau
des Kinos zum Veranstaltungssaal bis hin zum Ausbau als Kino-Zentrum vieles
möglich. Jetzt müssen die Gemeindevertreter entscheiden, wohin es gehen soll.
Fest steht, eine Mehrzahl der Kleinmachnower Politiker ist fest gewillt, das
Kino- und Theaterhaus zu retten. Unklar ist jedoch, zu welchem Preis. Drei
Sanierungs- und Nutzungsvarianten hat die mit der Untersuchung beauftragte
Agentur Culture Concepts vorgelegt – interessant scheinen vorallem zwei
Varianten, bei denen die Kammerspiele als Kino erhalten bleiben. Der Umbau zum
„ganzjährig bespielten Kultur und Veranstaltungshaus“ ist von vielen nicht
gewollt.
„Je weniger Kosten für die Gemeinde, desto besser“, fasste FDP-Fraktionschefin
Kornelia Kimpfel die Stimmung in ihrer Partei zusammen. Zwar habe man nicht
abschließend debattiert, aber mit fünf Millionen Euro sei der Umbau der
Kammerspiele zu einem Kulturhaus mit Festsaal zu teuer, sagte sie. Hinzukämen
die mit 250 000 Euro üppigen Betriebskosten. Weiterer Nachteil: Das Haus könnte
zum Beispiel nicht vom Heimatverein genutzt werden, so Kimpfel.
Auch die Studie macht deutlich: Große Säle gibt es schon im Rathaus und im
Wohnstift-Augustinum. Die Kirche plant einen Saalbau im alten Dorf und die
Internationale Schule einen neuen Saal auf dem Seeberg. Die sanierten
Kammerspiele hätten große Konkurenz. Deshalb favorisiert Grünen-Fraktionschefin
Barbara Sahlmann den Umbau der Kammerspiele zu einem Kulturtreff samt Kino. Etwa
4,5 Millionen Euro müsste die Kommune in den Umbau investieren, jährlich etwa
120 000 Euro in den Betrieb. Ein gemeinnütziger Verein würde das Haus führen,
in den sanierten Kinosälen könnten weiter Filme laufen, Vereine das
Obergeschoss nutzen. Mit der Genossenschaft „Neue Kammerspiele eG“ gibt es
sogar einen Interessenten, für die Leitung des Kulturhauses (PNN berichteten).
Um Geld zu sparen, könnte sich Kleinmachnow aber auch auf die Initiative eines
privaten Investors verlassen. Der könnte die Kammerspiele zu einem Kino mit
drei Sälen umbauen, wenn die Gemeinde die notwendigen planungsrechtlichen
Voraussetzungen schafft. Die Investitionskosten lägen nahezu bei null. Bereits
2008 habe es mit der Filmverleih- und Filmtheaterbetriebsgesellschaft Berlin einen
ersten Bewerber gegeben, heißt es in der Studie. Für Kulturausschusschef
Wolfgang Nieter (CDU) ein Grund, die Variante im Detail zu prüfen. Aber: Ein
reines Kino zu etablieren werde nicht einfach, Alternativen gebe es schließlich
auch in Potsdam und Berlin.
SPD-Fraktionschefin Susanne KrauseHinrichs sprach gestern von einem
„frappierenden“ Kostenüberblick, den die Studie geliefert habe. Aber: „Wir
haben uns für die Kammerspiele positioniert“, sagte sie. Jetzt müsse man
durchrechnen, was sich die Gemeinde leisten könne. BIK-Vertreter Roland Templin
warb dafür, die Kammerspiele zu erhalten. „Ich möchte, dass das Kino hier
bleibt. Das Geld dafür können wir auf jeden Fall zusammenkratzen“, sagte er.
Zeit bleibt bis Ende September, danach läuft das Angebot des Eigentümers aus,
das Haus zu einem Preis von rund 400 000 Euro an die Kommune zu verkaufen. In
den kommenden Wochen soll es zudem eine Sondersitzung der Gemeindevertreter
geben. Tobias Reichelt