PNN 27.8.10

 

Von Tobias Reichelt

Zehn Punkte für die Atmosphäre

Klimaschutzkonzept für Kleinmachnow liegt vor / Umweltschützer Haase fordert: "Jetzt nicht aufhören" (27.08.10)

Kleinmachnow - Eigentlich ist die Sache mit dem Klimaschutz ganz leicht, sagt Walter Haase. „Wir heizen, verbrauchen Strom, fahren Auto und produzieren dabei meist zu viel Kohlendioxid.“ Das Treibhausgas strömt in die Atmosphäre, dort lässt es die Strahlung der Sonne leichter hindurch, so wird es wärmer auf dem Planeten. „Es gibt Warnsignale“, sagt Haase, der als ehemaliger Präsident des Landesumweltamtes tief in der Materie steckt. „Gletscher beginnen zu schmelzen, Länder werden überflutet, Wüsten entstehen.“ Wolle man den Prozess aufhalten, müsse man dort anfangen, wo das meiste Kohlendioxid entsteht, sagt Haase und meint damit auch Kleinmachnow. Dort will man die Sache jetzt angehen.

Auf dem Weg zu mehr Klimaschutz haben die Gemeindevertreter am Mittwochabend im Umweltausschuss erstmals den Entwurf eines Zehn-Punkte umfassenden Klimaschutzprogramms verabschiedet.

„Jetzt können wir mitwirken an der Klimaschutzbewegung“, freut sich Haase. Seit 15 Jahren engagiert sich der 80-jährige Kleinmachnower für mehr Klimaschutz im Ort. Haase war dabei als sich die Lokale Agendabewegung gründete. Auch als sich die Gemeinde dem Ziel verpflichtete, den Kohlendioxid-Ausstoß alle fünf Jahre um 10 Prozent zu verringern, bis 2030 sogar zu halbieren, und er brachte das Aktionsprogramm „Kleinmachnow schützt sein Klima“ mit auf den Weg. Zwei Jahre ist das jetzt her. „Und wir sind immer noch am Anfang“, sagt Haase mahnend. Viele Gemeindevertreter hätten das Ziel Klimaschutz noch nicht verinnerlicht.

Immerhin: Das Klimaschutzprogramm sei eine Entwicklung, sagt Haase. So will die Kommune eine eigene Kohlenstoff-Bilanz erarbeiten und den Energieverbrauch an öffentlichen Gebäuden senken. Ein umweltfreundliches Verkehrskonzept und eine Machbarkeitsstudie zur Gründung von Stadtwerken sind Teile des Programms. Grünabfall im Ort soll künftig nicht entsorgt, sondern zu Energie verarbeitet werden. Schon in Kindergärten und Schulen könnten die Kleinsten auf den Klimaschutz eingestimmt werden. Zudem ist ein „Klima-, Energie- und Wirtschaftsmanagement“ geplant.

Kleinmachnow dürfe jetzt nicht Halt machen, erklärt Haase. Er will ein Gremium einrichten, dass das Klimaschutzprogramm mit Leben und konkreten Maßnahmen erfüllen kann. Finanzierungen und Zeitabläufe sollten geregelt werden. „Schon in der nächsten Haushaltsdebatte muss das berücksichtigt werden.“

Dabei ist Kleinmachnow in der Vergangenheit nicht untätig gewesen: Elektrofahrzeuge können am Rathaus Strom tanken. Es gibt eine Bürgersolaranlage auf dem Dach der Maxim-Gorki-Schule. Die meisten Straßenlaternen wurden mit Energiesparleuchten ausgestattet und auch der Bürgermeister fuhr zwei Wochen lang mit dem Elektrofahrrad zur Arbeit. Auf der anderen Seite fehlt von einer längst versprochenen Solaranlage auf dem Rathausdach jede Spur. Auch bei Neubauprojekten wie der geplanten Sporthalle für die Gorki-Schule wird an der Wärmedämmung gespart. Das will Haase nicht hinnehmen.

„So kann man keinen Blumentopf gewinnen.“ Klimaschutz könne mit keiner anderen Aufgabe der Kommune verglichen werden, sagt er. Wer das Konzept ernst meine, müsse eben auch Geld dafür investieren. „40 Prozent der Kohlenstoffemissionen in Deutschland fallen in den Kommunen an“, erklärt Haase. Was das bedeutet, müsste allen Kleinmachnowern klar sein.