PNN 25.8.10
Kleinmachnow - Im Streit um die mögliche Bebauung des Kleinmachnower
Buschgrabenareals kündigt sich jetzt ein neuer Kompromiss an. Am Montagabend
stimmten die Mitglieder des Bauausschusses mit knapper Mehrheit von vier zu
drei Stimmen einem Vorschlag der BIK-Vertreterin Anne
von Törne zu, wonach etwa die Hälfte des rund sieben Hektar großen
Privatgeländes bebaut werden könnte. Baugrenze soll der Buschgraben selbst
sein, der das Areal teilt – westlich des Grabens könnte an der verlängerten
Straße Wolfswerder gebaut werden, östlich soll die Grünfläche erhalten bleiben.
Der Kompromiss geht deutlich über den Bebauungsvorschlag hinaus, den
Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD)
zuvor eingebracht hatte. Demnach hätte lediglich an der Straße Am Rund gebaut
werden können.
Das Buschgrabenareal an der Grenze zu Berlin ist eine der größten Grünflächen
Kleinmachnows. Die Mauer hatte das Gebiet einst zum Niemandsland gemacht, nach
der Wende verwilderte die Fläche zusehends. Einwohner nutzen das Gebiet für
Spaziergänge oder Radtouren, den Eigentümern hingegen war eine Entwicklung
ihrer Grundstücke verwehrt. Das Problem: Das Buschgrabenareal ist auf der Karte
des Flächennutzungsplans der Gemeinde ein weißer Fleck – wiederholt stand das
Ortsparlament vor der Frage, ob der Plan geändert, die Fläche zu Bau- oder
Grünland entwickelt werden sollte. Zuletzt wurde eine Entscheidung im Jahr
2008 vertagt, zu groß waren die Fronten zwischen Baubefürwortern und den
Grünschützern.
Vor einem Jahr begannen die Eigentümer eines Großteils des Areals, die Familie
Gérard, ihre Grundstücke an einen Landwirt zu verpachten. Im Osten des
Buschgrabens entstand eine Pferdekoppel. Erst vor wenigen Wochen wurden weitere
zwei Hektar der Wiesen auch im Westen des Buschgrabens eingezäunt.
Für BIK-Politikerin von Törne ist der Fall damit
eindeutig: „Man muss die Realitäten zur Kenntnis nehmen.“ Spätestens jetzt müsse
allen klar sein, dass es sich hier um ein privates und kein öffentliches
Grundstück handele, sagte von Törne. CDU, FDP und Linke stimmten ihr im
Bauausschuss zu – endgültig können die Gemeindevertreter am 23. September
entscheiden.
Grünen-Politiker Axel Mueller zeigte sich nach der Entscheidung tief
enttäuscht. „Ich kann nicht nachvollziehen, warum hier so viel gebaut werden
soll.“ Auch Bauausschusschef Jens Klocksin (SPD)
hatte für mehr Grün gekämpft: „Ich bin mir nicht sicher, ob die Abstimmung im
Bauausschuss das Mehrheitsbild in der Gemeindevertretung widerspiegelt“, sagte
er. SPD, Grüne und WIR wollen weiter große Teile des Areals als Grünfläche
sichern. Dennoch konnte Klocksin dem aktuellen
Vorschlag etwas Gutes abgewinnen: „Zumindest eine komplette Bebauung steht
nicht zur Debatte.“
In der von der Entscheidung über das Areal maßgeblich betroffenen Familie
Gérard zeigte man sich gestern zufrieden: Etwa zwei Hektar des
Buschgrabenareals könne man demnach mit Einfamilienhäusern bebauen, sagte Alexander
Gérard den PNN. „Der Vorschlag ist eine gute Sache“ – auch wenn man damit
Abstand von den Plänen nehmen müsse, östlich des Buschgrabens ein Pflegeheim
für Demenzkranke bauen zu wollen. 20 bis 30 Millionen Euro hätte die Familie
investieren wollen. „Wenn in Kleinmachnow derzeit jedoch keine Bedarf für ein
Pflegeheim besteht, dann muss man das akzeptieren“, so Gérard. Tobias
Reichelt