PNN 12.8.10
Kleinmachnow - Die Evangelische Kirchengemeinde Kleinmachnow hat
Abstand von den Plänen genommen, am alten Kleinmachnower Dorfkern ihr neues
zentrales Gemeindezentrum entstehen zu lassen. Wie Pfarrerin Elke Rosenthal den
PNN sagte, wolle die Kirche nur noch am geplanten Neubau eines Kirchensaals in
Nachbarschaft der alten Dorfkirche festhalten. Aus finanziellen Gründen müsse
man auf den darüber hinaus geplanten Bau eines neuen Gemeindehauses entlang des
Zehlendorfer Damms verzichten. Stattdessen soll die vom Dorfkern etwa zwei
Kilometer entfernte Auferstehungskirche am Jägerstieg modernisiert und stärker
als Gemeindehaus genutzt werden.
„Wir müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren, auf das was wir wirklich
brauchen“, sagte Rosenthal. Die Kosten für den Bau eines Saals für 450
Zuschauer und 150 Aufführende und einem neuen Gemeindehaus zusammen seien mit
sechs bis acht Millionen Euro zu teuer für die Kirchengemeinde. Größere
Geldzuflüsse seitens der Landeskirche seien nicht zu erwarten. Deshalb habe man
sich durchgerungen, auf das Gemeindehaus zu verzichten. „Wir rücken damit von
einem kirchlichen Zentrum ab.“ Die Baupläne zugunsten eines neuen Saals
abzuspecken, sei eine Entscheidung der Vernunft, sagte die Pfarrerin.
Dringender denn je sei die Kirchengemeinde auf eine Lösung ihres Raumproblems
angewiesen. Seit 1995 habe sich die Zahl der Kirchenmitglieder in Kleinmachnow
auf 5500 Menschen verdoppelt. Das Problem: Die Räumlichkeiten sind nicht
mitgewachsen. In der alten Dorfkirche und im Saal am Jägerstieg können
lediglich jeweils rund 230 Menschen untergebracht werden. Die Gottesdienste
sind regelmäßig überfüllt. In der Folge muss die Kirche auf Turnhallen oder
Kantinen ausweichen. Zu den Weihnachtsgottesdiensten werden sogar
Eintrittskarten vergeben (PNN berichteten).
„Wir brauchen einen großen Kirchensaal“, sagte Rosenthal. Um den am alten
Dorfkern bauen zu können, ist jedoch nicht nur Geld nötig, sondern auch die
Zustimmung Kleinmachnows weltlicher Gemeindevertreter. Die haben zwar im
Dezember das Bebauungsplanverfahren für den alten Dorfkern angeschoben, hadern
aber mit der inhaltlichen Ausgestaltung des sensiblen Areals. Probleme bereitet
ihnen insbesondere die Parkplatzgestaltung. In der Bauausschusssitzung am 23.
August will Pfarrerin Rosenthal deshalb für die abgespeckten Kirchenbaupläne
bei den Gemeindevertretern werben. Allerdings: Die Kirche wolle sich die Tür
für ein Gemeindezentrum am alten Dorfkern nicht zuschlagen. „Wir wollen im
Bebauungsplan die Option für ein Gemeindehaus wahren“, sagte Rosenthal.
Bereits vor knapp zwei Jahren hatte die Kirche eine Machbarkeitsstudie für das
Areal rund um die Dorfkirche präsentiert. Neben dem neuen Kirchensaal und einem
Gemeindehaus an der Stelle der alten Stallungen sah das Planwerk auf dem rund
2,5 Hektar großen Gelände auch eine Kita und ein Musikschulgebäude vor. Auf den
Grundmauern des alten Gutsherrenhauses in der Nachbarschaft der Bäkemühle hätte
zudem eine Seniorenresidenz ausgebaut werden können. Bis heute ist von den
Plänen nur der Saalbau geblieben – ob der überhaupt gebaut werden darf, liegt
nun in der Verantwortung der Gemeindevertreter. Tobias Reichelt