PNN 4.8.10

 

Von Hagen Ludwig

Für schnellen Ausbau der Schleuse

Streit geht weiter: Industrie- und Handelskammern plädieren für die große Variante in Kleinmachnow (04.08.10)

Kleinmachnow - Für einen zügigen Ausbau der Schleuse Kleinmachnow in der großen Variante haben sich die Industrie- und Handelskammern (IHK) Potsdam und Ostbrandenburg ausgesprochen. Für den Verkehr von großen Schiffen sei eine Erweiterung auf 190 Meter notwendig, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von gestern. Hintergrund ist die anhaltende politische Diskussion über das Schleusenprojekt.

In der vergangenen Woche hatten Vertreter von Bürgerinitiativen und die Grünen-Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm über 600 Unterschriften gegen den geplanten 190-Meter-Ausbau an Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) übergeben (PNN berichteten). Die Kritiker befürworten eine kleinere Variante von 115 Metern. Zu den Unterzeichnern zählt auch die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Katherina Reiche (CDU). Anfang vergangener Woche plädierte sie erneut dafür, den Groß-Ausbau mit einem Investitionsvolumen von mehr als 40 Millionen Euro auch angesichts der Sparzwänge auf Bundesebene zu überdenken. Vogelsänger hatte den Ausbaugegnern zugesichert, ihren Protest an das Bundesverkehrsministerium weiterzuleiten, das für das Bauvorhaben zuständig sei. Gleichzeitig erklärte er jedoch, sein Ministerium halte die 190-Meter-Variante für sinnvoll.

Nach Ansicht der Industrie- und Handelskammern sei die lange Version notwendig, „um wachsendes Transportaufkommen zu bewältigen und auf umweltfreundliche Verkehrswege zu verlagern“. Es sei nicht im Sinne der Wirtschaft, Milliarden an Steuergeldern für den Ausbau der Wasserstraße auszugeben und dann durch einen Engpass an der Schleuse Kleinmachnow das Gesamtprojekt zu gefährden, sagte Potsdams IHK-Hauptgeschäftsführer René Kohl. Die Region Berlin-Brandenburg habe eine hervorragende Chance, sich zu einer führenden Logistikdrehscheibe in Europa zu entwickeln, heißt es in der Pressemitteilung. Die Kammern fordern in diesem Zusammenhang die brandenburgischen Abgeordneten in Land und Bund auf, „sich für eine rasche und vollständige Fertigstellung der Wasserstraßenprojekte in der Region einzusetzen.

Das Aktionsbündnis gegen den Ausbau argumentiert indes, die Variante von 190 Metern, wie es ein Planfeststellungsbeschluss von 1992 vorsehe, sei weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll. Befürchtet werden erhebliche Abbaggerungen im Uferbereich. Im Jahr 2009 seien zudem insgesamt nur 53 größere Schubverbände durch Kleinmachnow geschleust worden, denen eine 190-Meter Schleuse einen Zeitvorteil gebracht hätte, argumentierte Behm. Auch andere Schleusen rund um den Teltowkanal seien lediglich auf 115 Meter ausgebaut worden.

Laut Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost (WSD) könne jedoch nur bei einer 190 Meter langen Schleuse auf Koppelstellen für lange Schubverbände und weitere Ufereingriffe verzichtet werden. Der Teltowkanal sei eine wichtige Verbindung vom Westen zum Hafen Königs Wusterhausen – schon heute würden 147 Meter lange Schubverbände die Schleuse passieren, hieß es Anfang des Jahres in einer Stellungnahme der WSD. In der großen Kleinmachnower Schleusenkammer können bisher Schiffe mit einer Länge von bis zu 85 Metern geschleust werden. Größere Schubverbände müssen entkoppelt werden. Das Bundesbauministerium plant bisher, im Herbst die Bauleistungen für den Schleusenausbau zu vergeben.