PNN 28.7.10

 

"Wer gut wirtschaftet, wird bestraft"

Kleinmachnow - Bislang hieß die Formel „Stärken stärken“. Nach dieser Maxime märkischer Politik fließen Fördermittel vor allem dorthin, wo sich wirtschaftliche Wachstumsbranchen etabliert haben und weiter gedeihen sollen. Nun soll es ein neues Instrument geben, um auch ärmere Kommunen zu unterstützen. Unter dem Motto „Starke für Schwache“ sollen reiche Kommunen einen Solidaritätsbeitrag für weniger gut situierte Gemeinden leisten. Dafür hat kurz vor der Sommerpause Finanzstaatssekräterin Daniela Trochwoski eine Novelle des Brandenburgischen Finanzausgleichgesetzes (FAG) angekündigt. Ende August soll die Änderung im Potsdamer Regierungskabinett beraten werden.

Als „reich“ gilt demnach eine Kommune, deren Steueraufkommen ihren tatsächlichen Finanzbedarf um 15 Prozent übersteigt. Von diesem Betrag soll ein „Schonbetrag“ von 15 Prozent bei der Kommune bleiben. Von den restlichen 85 Prozent sollen ein Viertel als Finanzausgleichsumlage abgeführt werden. Ein Teil davon soll an den jeweiligen Landkreis abgegeben werden, der andere an das Land. Im Gegenzug soll bei den abgabepflichtigen Kommunen die Kreisumlage reduziert werden.

Hier also ein bisschen weniger, da etwas mehr? So richtig durchdacht erscheint dem Kleinmachnower Bürgermeister Michael Grubert (SPD) das Ganze noch nicht. Seine Kommune und Linthe wären nach bisherigen Überlegungen die beiden mittelmärkischen Gemeinden, die stark genug für einen Soli-Beitrag wären. Der Solidaritätsgedanke sei durchaus nachvollziehbar, „aber ist es vernünftige Politik, diejenigen zu bestrafen, die gut gewirtschaftet haben?“, fragt er. Zumal Kleinmachnow selbst den Gürtel enger schnallen müsse, in vielen Bereichen den Rotstift angesetzt hat. „Wir haben 20 000 Einwohner, einiges zu bauen und eigene Bedürfnisse abzusichern“, verdeutlicht Grubert gegenüber den PNN. Und schließlich zahle Kleinmachnow schon mehr als andere: Allein in diesem Jahr beträgt die Kreisumlage neun Millionen Euro, 2011 soll sie um weitere drei Prozent steigen, während es keine Schlüsselzuweisungen vom Land geben wird. „Es gibt Grenzen“, signalisiert Grubert.

Ähnlich äußerte sich jüngst sein Teltower Amtskollege Thomas Schmidt (SPD), der die geplante Abgabe eine „Farce“ nannte. Landrat Wolfgang Blasig (SPD) empörte sich gar über den „dirigistischen Eingriff“ des Landes. Mit dem „Stärke stärken“-Prinzip habe dies nichts mehr zu tun.

Indes erklärte Finanzstaatssekretärin Trochowski, dass die durch Wirtschaftsansiedlungen stark gemachten und besser gestellten Kommunen nicht allein von dem „vergleichsweise sehr hohen Steueraufkommen“ profitieren sollen. Vielmehr soll ein Teil der Einnahmen allen Kommunen zugute kommen. „Dadurch stärken wir die Leistungsfähigkeit der Kommunen und sorgen vor allem für einen solidarischen Ausgleich“, betonte sie.

Nach Proberechnungen des Finanzministerium gelten vorläufig landesweit 18 Kommunen als abgabepflichtig. Doch liegen bislang noch keine Daten über das aktuelle Steueraufkommen und somit für den künftigen Finanzausgleich zwischen Land, Landkreisen und Kommunen vor. „Daher können die Berechnungen im nächsten Jahr ganz anders aussehen“, sagte Ministeriumssprecher Thomas Vieweg. Für Kleinmachnows Bürgermeister sind es nicht die einzigen Aufgaben, die zu erledigen sind: „Es fehlt ein vernünftiges Konzept.“ Peter Könnicke