PNN 10.07.10

 

Von Tobias Reichelt

"Sieht ganz cool aus"

In Stahnsdorf ist für 410 000 Euro eine der größten Skateranlagen im Berliner Raum entstanden (10.07.10)

Stahnsdorf - Mit verschränkten Armen stehen Jan, Maik und Duncan am Rand der neuen Stahnsdorfer Skateranlage. Die Sonne brennt, einem aus der Klicke ist heute schon der Schlauch geplatzt. „Bei der Hitze muss man aufpassen“, sagt Duncan ernst. Der tiefe Krater, vor dem die 13- bis 15-jährigen Jugendlichen gerade stehen, scheint sie weniger zu beeindrucken: „Die Anlage sieht ganz cool aus“, sagt Jan, der lässig an seinem Dirtbike lehnt – eine Art Geländefahrrad mit dicken Reifen, das weniger für die Straße, als für die Eroberung der Luft gedacht ist. Einzige Voraussetzung: Man braucht Schwung. Den haben die drei im Stahnsdorfer Gewerbegebiet jetzt gefunden.

Die neu entstandene Skaterlandschaft an der Hamburger Straße scheint genau richtig zu sein, um sich mit Inline-Skates, Skateboards oder entsprechenden Fahrrädern in ungeahnte Höhen vorzuwagen. Pünktlich zum Ferienbeginn ist die Anlage gestern von den drei Bürgermeistern der Region eröffnet worden – ein Mammut-Projekt, bedenkt man die Zeit, die es von der Idee bis zur Verwirklichung gebraucht hat. Jahrelang wurde diskutiert, erst im Herbst 2009 ist das Geld geflossen. Insgesamt 410 000 Euro haben Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf investiert. Herausgekommen ist dafür eine Sportanlage, die im Berliner Raum ihresgleichen sucht. Erst im knapp 200 Kilometer entfernten sächsischen Oschatz soll es Vergleichbares für die Szene geben. Das Besondere in Stahnsdorf: Für das waghalsige Skate-Flair wurde im Gewerbegebiet eigens ein rund 60 Meter langes Teilstück einer vierspurigen Autobahn samt Leitplanken nachempfunden – mittendrin der Skate-Pool, der einen tiefen Krater in den Autobahnfetzen reißt.

„Na klar waren wir schon drin“, sagt Maik, der sich hier schon seit einer Woche regelmäßig mit seinen Stahnsdorfer Schulfreunden trifft. „Vier bis fünf Runden macht es Fun, danach wird’s langsam langweilig“, erklärt er, ganz Profi. Jan nickt. „Ich dachte vorher immer, die Anläge wäre größer“, sagt er und setzt seinen Helm mit dem großen Totenkopf auf. „Mehr als drei Leute passen nicht rein.“ Für den 15-jährigen Duncan ist die Anlage preislich eine „Schweinerei.“

Planer Horst Heinisch kann mit der Kritik umgehen: „Die Jungs aus der Szene positionieren sich sofort“, sagt er. Entweder sie fänden es gut, oder nicht. Die meisten mit denen er gesprochen habe, fänden es toll. Größer und teurer könnte es immer sein. Die Stahnsdorfer Anlage biete jede Menge Möglichkeiten, sich auszuprobieren, sagt Heinisch. Anfänger könnten sich steigern, vom Boden bis zur oberen Kante der Steilwände die Anlage voll ausnutzen. „Profis wagen sich sogar über die Steilwände hinaus.“

So wie Robert Blankenburg aus Ruhlsdorf. Der 21-Jährige ist einer der wenigen auf der Stahnsdorfer Anlage, der in der Luft sogar freihändig unterwegs ist. „Hier kann man schon ordentlich was machen“, sagt Blankenburg bei einer Verschnaufpause. Er ist einer der Initiatoren des neuen Skatertreffs. Gemeinsam mit Julian Kleister hat er die Politiker der Region schon vor sechs Jahren angesprochen und die Skateanlage vorgeschlagen. Das Warten hat sich gelohnt, findet Blankenburg. Obwohl die Anlage erst seit wenigen Tagen befahren werden kann, sei bereits eine kleine Szene gewachsen.

Aus Potsdam und Ludwigsfelde reisten Sportler an. Und aus Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf kämen nicht nur viele Jugendliche, sondern auch Ältere mit Skateboards – 30 Jahre aufwärts. Probleme gebe es bislang nicht. Im Gegenteil: Die Skater bringen sogar Besen und Schaufel mit, um rutschigen Sand aus den Pools zu fegen. Das sei eine der Regeln auf der Anlage, sagt Blankenburg.

Jan, Maik und Duncan helfen schon mal mit. Für sie ist das eine neue Aufgabe. Bislang waren sie mit ihren Dirtbikes am Stahnsdorfer Bahnschacht unterwegs. In der Natur brauchte man nicht Fegen, sagt Maik – dafür war die Strecke langweiliger. Der Schwung hat gefehlt.