PNN 28.6.10
Anzeige
Von Hagen Ludwig
Potsdam-Mittelmark - Für die Einführung eines optimierten Buskonzepts
in der Region Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf (TKS) ist vom Landkreis jetzt
Grünes Licht gegeben worden. Nach kontroverser Diskussion im Vorfeld hat der
Kreistag mit großer Mehrheit einem entsprechenden Vorschlag des Landratsamtes
zugestimmt. Mit dem TKS-Konzept soll das Busfahren in der boomenden Region
Teltow mit derzeit 54000 Einwohnern ab Dezember 2010 attraktiver gemacht
werden. Vorgesehen sind unter anderem eine besser Anbindung der Region an die
S-Bahnhöfe in Teltow und Berlin, kürzere Taktzeiten auf der Strecke nach
Potsdam, mehr Fahrten am Abend, eine bessere Vernetzung der Linien und das
Vermeiden von Parallelverkehr. Der Bau einer Straßenbahnlinie von Potsdam nach
Teltow wird vom Landkreis ausdrücklich abgelehnt.
Gegenüber den ursprünglichen Plänen hat der Kreistag jedoch eine wichtige
Änderung durchgesetzt: Angesichts der angespannten Haushaltslage will sich der
Landkreis jährlich nur noch mit 280 000 Euro an den kalkulierten Mehrkosten für
den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in der Region beteiligen – 100 000
Euro weniger als eigentlich vorgesehen. Den verbleibenden Teil des bisher mit
761000 Euro kalkulierten Finanzbedarfes sollen die Kommunen Teltow,
Kleinmachnow und Stahnsdorf aufbringen. Zudem hat der Kreistag die finanzielle
Beteiligung vorerst auf drei Jahre befristet und sich einen Ausstieg aus
„wichtigen Gründen“ vorbehalten – genannt wurde als Beispiel die Haushaltslage.
Aus den drei Kommunen kamen bereits deutliche Signale, dass sie trotz des
„Teilrückziehers“ des Landkreises das neue ÖPNV-Konzept schultern wollen.
In den vergangenen Wochen war die Beteiligung des Landkreises selbst in der
Großen Koalition konträr diskutiert worden. Die CDU verlangte eine Kürzung des
Zuschusses, die Freien Bauern und Bürger (FBB) sahen eine ungerechtfertigte
Bevorzugung der Region Teltow im Vergleich zu den ländlichen Teilen des
Kreises. Mit der neuen Beschlussvorlage der Verwaltung war schließlich ein
Kompromiss gefunden worden.
Vorbehalte blieben vor allem bei den Linken, aus deren Reihen die einzigen vier
Gegenstimmen kamen. Der Linken–Politiker Klaus-Jürgen Warnick,
Kreistagsabgeordneter und Vorsitzender der Kleinmachnower Gemeindevertreter,
stimmte persönlich zwar zu, zeigte aber auch Verständnis für die
„Bauchschmerzen“ seiner Fraktionskollegen. Einerseits gehöre der Raum Teltow zu
den am stärksten wachsenden Regionen in Deutschland, und dem drastisch
zunehmenden Autoverkehr müsse mit einem ÖPNV-Konzept begegnet werden, so
Warnick. Andererseits gebe es in den ländlichen Gebieten des Landkreises oft
nur noch Schulbusse und an den Wochenenden überhaupt keine Angebote mehr. „Den
Linken wäre eine Zustimmung sicher leichter gefallen, wenn der Kreistag
gleichzeitig einen Kreisentwicklungsfonds zu Förderung des ländlichen Raumes
beschlossen hätte“, so Warnick. Wie berichtet, war die Einrichtung eines
solchen Fonds wegen der angespannten Haushaltslage des Landkreises vorerst
verschoben worden.
Vize-Landrat Christian Stein (CDU) hielt den Einwänden entgegen, dass es auch
eine Reihe von Projekten gebe, das ÖPNV-Angebot im ländlichen Raum zu
verbessern. Als ein Beispiel nannte er die Einführung eines Rufbus-Angebotes
für die kleinen Nuthetaler Ortsteile Nudow, Fahlhorst und Philippsthal.