PNN 17.6.10
Von Henry Klix
Werder (Havel) / Teltow - Die Region Teltow wird in den nächsten
Jahren an der Region Werder-Beelitz vorbeiziehen – zumindest, was die
Einwohnerzahlen angeht. Das geht aus einem aktuellen Vergleich der
„Mittelbereiche“ des Landes Brandenburg hervor, den das Landesamt für Bauen und
Verkehr erarbeitet hat. Insgesamt liegen damit 46 sogenannte
„Mittelbereichsprofile“ vor – zahlenträchtige Steckbriefe, die
Kommunalpolitikern helfen sollen, sich auf die dramatische Alterskurve
vorzubereiten und die Zusammenarbeit mit ihren Nachbarn zu organisieren. „Das
Material bereitet in dieser Form erstmalig Strukturdaten für die amtsfreien
Gemeinden und Ämter des jeweiligen Mittelbereichs auf“, so
Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD).
Dem Mittelbereich Werder-Beelitz sind auch die Gemeinden Groß Kreutz,
Schwielowsee und Seddiner See zugeordnet. Beträgt die Bevölkerungszahl in den
fünf Kommunen derzeit (Stand 2008) etwa 57 500, so wird sie laut der
Landesexpertise im Jahr 2030 auf 53 000 sinken. Die einzige Gemeinde, die noch
um ein paar Hundert Bewohner wachsen wird, ist demnach Schwielowsee. In
Beelitz, Groß Kreutz und Seddiner See wird von einem Einwohnerrückgang von 15
bis 17 Prozent ausgegangen, in Werder von knapp 5 Prozent. Währenddessen wird
die Zahl der Senioren über 65 Jahre um 76 Prozent auf 20 000 in die Höhe
schnellen – und die der 15 bis 65-Jährigen um mehr als ein Viertel auf 28 000
sinken.
Zwar steht der Mittelbereich Teltow mit Kleinmachnow und Stahnsdorf sogar eine
noch stärkere „Vergreisung“ bevor: Die Altersgruppe der über 65-Jährigen wird
sich in dem kommunalen Trio mehr als verdoppeln, jeder dritte Einwohner wird in
20 Jahren dieser Altersgruppe angehören. Dafür bleibt die Gruppe der
arbeitsfähigen Bevölkerung aber konstant, es gibt sogar eine kleine Steigerung
von knapp zwei Prozent: Im Jahr 2030 werden laut Landesanalyse knapp 36 000
Menschen 15- bis 65-Jährige hier leben. Dies geht mit weiterem Zuzug
einher: Der Teltower Raum soll in den nächsten 20 Jahren um 16 Prozent auf 63
400 Einwohner wachsen, das wären dann gut 10 000 mehr als im Mittelbereich
Werder-Beelitz, der derzeit noch etwas größer ist.
In den kommunalen Steckbriefen sind auch die Gründe für die
Einwohnerentwicklung nachlesbar: Die drei Kommunen der Region Teltow haben
größere finanzielle Spielräume. Liegt die Steuerkraft pro Kopf (u.a.
Einkommenssteueranteil, Gewerbesteuer, Grundsteuer) in Werder-Beelitz derzeit
bei 400 Euro pro Jahr, so werden in Teltow 655 Euro eingenommen. Und beträgt
die Arbeitslosenquote in Werder-Beelitz 5,9 Prozent, so liegt sie in Teltow bei
3,7. Bemerkenswert: Die Zahl der Unternehmen ist in beiden Regionen etwa gleich
und liegt bei jeweils rund 2300. Deren zu versteuernder Umsatz lag im Jahr 2007
in Werder-Beelitz mit einem recht starken Baugewerbe bei 1,3 Milliarden, in der
Region Teltow mit vielen Unternehmensdienstleistern bei 1,1 Milliarden Euro.
Mit dem seit einem Jahr gültigen, Landesentwicklungsplan bezweckt die
Landesregierung ein enges Zusammenwirken innerhalb der Mittelbereiche, wenn es
um die Daseinsfürsorge und Dienstleistungsangebote geht. „Angesichts knapper
Kassen in öffentlichen Haushalten ist die Zusammenarbeit über kommunale Grenzen
das Gebot der Stunde“, so Minister Vogelsänger.