PNN 09.06.10
Von Tobias Reichelt
Kleinmachnow – Der Kleinmachnower Albert-Schweitzer-Förderschule für
geistig behinderte Kinder und Jugendliche droht das Aus. „Es wird
problematisch, die Schule weiter zu betreiben“, sagte Andre Hohmann, Chef des
Schul- und Gebäudemanagements beim Landratsamt. Der Grund: Die Schülerzahlen
seien zu gering. „Wir müssen den Tatsachen rechtzeitig ins Auge sehen“, sagte
Hohmann. Bereits zum Schuljahr 2011/12 könnte das Haus schließen, wenn dort
weniger als 24 Kinder unterrichtet werden.
„Wir halten an der Schule fest, solange es geht. Aber der Standort Kleinmachnow
ist entbehrlich“, erklärte Hohmann auf PNN-Nachfrage. Der Landkreis ist Träger
der Einrichtung im Erlenweg. Am Montag hatte Hohmann gemeinsam mit einem
Vertreter des Schulamtes Eltern und Lehrer über die Situation an der Schule
informiert. Derzeit werden hier 32 Schüler betreut, im kommenden Schuljahr
sollen es nur noch 25 sein. Die Prognosen für das übernächste Schuljahr seien
noch schlechter, so Hohmann. Bis zum Herbst soll geklärt werden, ob die Schule
noch gerettet werden kann.
Viele Lehrer und Eltern halten das Problem für hausgemacht. Sie machten ihrem
Ärger über die mögliche Schulschließung am Montag Luft. Ihr Vorwurf: Schulamt
und Schulträger würden seit Jahren gezielt daraufhin arbeiten, die Einrichtung
zu schließen. Viele Eltern seien vor der Anmeldung ihrer Kinder an der
Albert-Schweitzer-Schule darauf hingewiesen worden, dass die Schule schließen
würde – einige hätten daraufhin ihre Kinder an anderen Schulen freier Träger
zum Beispiel in Potsdam oder Teltow angemeldet. Auf diese Weise werde die
Schulschließung Stück für Stück forciert. Während die Albert-Schweitzer-Schule
wegen Schülermangel die Schließung droht, würden andere Förderschulen aus allen
Nähten platzen. Zudem gebe es erheblichen Bedarf an der Kleinmachnower
Förderschule bei Eltern aus Berlin. Sie dürfen ihre Kinder aber nur in
Ausnahmefällen an die Schule schicken.
Schulmanager Hohmann verteidigte sich gegen die Kritik: „Es wäre nicht
vernünftig, den Eltern nichts über die Situation der Schule zu sagen.“ Dass
sich Eltern wegen der unsicheren Schul-Zukunft gegen die Kleinmachnower
Förderschule entscheiden, sei ein „Phänomen, das nicht aufzuhalten ist“, so
Hohmann. Letztlich entschieden die Eltern, wo sie ihre Kinder unterrichten
lassen. Einzige Ausnahme: Berliner Eltern. Sie dürfen ihre Kinder nur nach Brandenburg
zur Schule schicken, wenn dafür keine neuen Klassen aufgemacht werden müssen.
Berliner Kinder dürfen Schulklassen in Brandenburg lediglich „auffüllen“. Nur
ein Staatsvertrag zwischen Berlin und Brandenburg könne das Problem lösen.
Langfristig gelte es für die Kleinmachnower Förderschule über Kooperationen mit
anderen Schulen nachzudenken, sagte Hohmann.
Für die Leiterin der Kleinmachnower Förderschule, Verena Krauel, ist das ein
Abschied in Raten. „Es gibt die Tendenz, dass wir schließen müssen.“ Krauel
kann den Ärger von Eltern und Lehrern verstehen. In Kleinmachnow kämen vor
allem Kinder unter, die an anderen Einrichtungen nicht mehr unterrichtet werden
könnten. Schon seit 35 Jahren wird das Haus als Förderschule für Menschen mit
Handycap genutzt. Seit 1990 trägt die Schule den Namen des Theologen und
Mediziners Albert Schweitzer.
„Wir wollen keine Sonderstellung, uns geht es nicht um unsere Jobs, sondern um
die Kinder“, so die Schulleiterin. Die Förderschule am Rande des
Naturschutzgebietes am Erlenweg biete geistig benachteiligten Menschen eine
familiäre Lernatmosphäre, die in großen Schulen nicht zu finden sei.