PNN 03.06.2010
Kleinmachnow - In der Debatte um Kleinmachnows künftige Kulturorte
gibt es eine neue Entwicklung: Während auf der einen Seite heftig über die
Rettung der hinfälligen Kammerspiele diskutiert wird, werden Stimmen immer
lauter, die sich Kultur „mit viel Engagement und für wenig Geld“ an anderer
Stelle im Ort vorstellen können. Am Dienstagabend präsentierten der Kleinmachnower
Kunstverein „Die Brücke“, der Heimatverein und die Initiatoren des „Kultraums“
im Rathaus ein gemeinsames Nutzungskonzept für das leer stehende
Kanalarbeiterhaus am Zehlendorfer Damm 200 – hier sieht das Kulturgespann seine
Zukunft, nicht aber in den Kammerspielen.
„Ein Kunstraum im Zehlendorfer Damm 200 ist greifbar, machbar und sichtbar,
nicht so in oder mit den Kammerspielen“, sagte Christiane Heinke, Initiatorin
des „Kultraum Kleinmachnow e.V.“ den PNN. Seit einem Jahr gibt es den Kultraum
mit Wohnzimmeratmosphäre im Kapuziner Weg. Ambiente und hochkarätige Künstler
lockten insgesamt knapp 1500 Zuschauer an. Auf absehbare Zeit muss sich der
Kultraum von seinem Domizil verabschieden. Ein neuer Standort wird
gesucht: „Der Zehlendorfer Damm 200 kann unseren Flair bewahren“, so
Heinke.
Auch Kleinmachnows Heimatvereinschef Rudolf Mach sieht in dem leer stehendem
Haus am Zehlendorfer Damm einen geeigneten Ort, um Kleinmachnows Geschichte zu
präsentieren. „Wir sind der Meinung, dass Kleinmachnow ein Heimatmuseum
braucht“ – was böte sich besser an als das Haus in Sichtweite des historischen
Dorfkerns, meint Mach. Im Haus könnten Ausstellungen stattfinden und die
Büroräume sowie das Archiv des Heimatvereins untergebracht werden. Bislang
haust der Heimatverein auf zwei kleinen Räume beengt im Dachgeschoss des
Seniorentreffs Toni Stemmler.
Rainer Ehrt, Chef des neu gegründeten Kunstvereins „Die Brücke“, kann sich
außer Kunst und Kultur nichts anderes im Zehlendorfer Damm 200 vorstellen.
„Dort Kunst zu machen, ist alternativlos“, sagte Ehrt. „Ich finde, es ist an
der Zeit, dass Kleinmachnow hier etwas auf die Beine stellt.“ Die Pläne des
Dreiergespanns sind konkret: Im Dachgeschoss des Hauses soll ein kleiner Saal
für 60 bis 80 Zuschauer entstehen. Hier könnte der Kultraum Kabarett, Gesang,
Film oder Theater präsentieren. Im Erdgeschoss sollen ein Kaffee samt Galerie
und der Heimatverein untergebracht werden.
Die Voraussetzungen: Kleinmachnow müsste das gemeindeeigene Haus sanieren –
Kostenpunkt rund 450 000 Euro – und eine einmalige Anschubfinanzierung von 25
000 Euro leisten. Danach soll der Betrieb durch Einnahmen gedeckt werden. Am
Dienstagabend stieß das Konzept bei den Politikern im Kulturausschuss bereits
auf Zustimmung.
Auch die Kulturexpertin Cornelia Dümcke – sie erarbeitet derzeit mit ihrem Büro
Culture Concepts ein Nutzungskonzept für die Kammerspiele – räumt dem Projekt
im Kanalarbeiterhaus große Chancen ein, besonders im Vergleich mit den
Kammerspielen: Es kostet weniger, die politische Entscheidung falle leichter,
es gebe einen erkennbaren Bedarf, die Risiken sind begrenzt und engagierte
Akteure helfen mit – „nicht alle diese Punkte sind momentan bei den
Kammerspielen vorauszusetzen“, sagte Dümcke. Dort gebe es weitaus größere
Schwierigkeiten zu bewältigen. Deshalb lautete ihr Rat zum Kunstort
Zehlendorfer Damm 200: „Einfach machen.“ Tobias Reichelt