Berlin/Kleinmachnow - Der Tod einer 14-jährigen Schülerin am
Wochenende ist nicht auf eine Alkoholvergiftung zurückzuführen. Das teilte der
Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Mittwoch mit.
Weitere Obduktionsergebnisse lägen noch nicht vor; mit ihnen sei auch erst in
einigen Tagen oder sogar Wochen zu rechnen.
Die 14-Jährige war, wie berichtet, in der Nacht zum Samstag auf einer Party in
Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) gewesen. Sie war nach ersten Ermittlungen um
kurz nach Mitternacht wieder zu Hause; der Vater einer Freundin hatte sie
mitgenommen. Sie machte noch einen Eintrag bei Facebook, wonach sie noch nie so
betrunken gewesen sei, und legte sich ins Bett, wo ihre Eltern, die morgens
offenbar das Haus verließen, sie auch schlafen sahen.
Am Vormittag dann verstarb sie im Badezimmer, nachdem sie sich zuvor noch in
ihrem Bett erbrochen hatte. Ihr Blutalkoholgehalt ist der Staatsanwaltschaft
bekannt; sie wollte ihn aber nicht mitteilen. „Betrunken war sie, aber ihr Tod
hat offensichtlich andere Gründe als die Party“, sagte Steltner. Aus anderer
Quelle war von 0,5 Promille zu hören – bei einer Größe von 1,76 Meter und 70
Kilo Gewicht entspricht das vielleicht drei Bier.
Am Gymnasium Steglitz, das das Mädchen besucht hatte, herrschten am Mittwoch
Betroffenheit und Trauer. Die Mitschüler der Neuntklässlerin wurden von zwei
Notfallpsychologinnen betreut; eine Gesprächsgruppe von Eltern fand sich
zusammen, an der auch Schulleiterin Michaela Stein-Kramer teilnahm.
Mittags gab die Schule eine Pressekonferenz, in der Stein-Kramer, ihr
Stellvertreter und der Elternvertreter Wilfried Gast vor allem darum baten, die
Diskretion zu wahren und die Familie des Mädchens in Ruhe zu lassen. „Es gibt
hier eine gute Klassengemeinschaft, die Mitschüler waren schon informiert und
hatten sich am Wochenende auch schon getroffen“, berichtete Psychologin
Rosemarie Kreische vom Gespräch mit den Schülern. „Im Vordergrund stand der
Verlust einer Mitschülerin. Es wird jetzt ein Platz leer bleiben, und die Frage
ist, wie gehen wir damit um.“ Schulleiterin Stein-Kramer will den Kinden die
nötige Zeit und den nötigen Raum für ihre Trauerarbeit geben; schulintern wurde
ein Kondolenzbuch ausgelegt.
Der Fall hatte erneut eine Debatte um den Umgang der Jugend mit dem Alkohol
ausgelöst. In Steglitz hat man sich in dieser Hinsicht nichts
vorzuwerfen: Zahlreiche Geschäfte rund um die Schule nehmen an der Aktion
„No Sprits for Kids“ teil; die Schule arbeitet mit der Stiftung Synanon
zusammen und klärt regelmäßig ihre Schüler über die Gefahren des Alkohols und
anderer Drogen auf. An der Schule gibt es ein Krisenteam. Elternvertreter Wilfried
Gast lobte, dass das Thema nicht nur einmal in einem Schuljahr, sondern
häufiger und auf unterschiedlichste Weisen behandelt werde – etwa im
Bio-Unterricht, wenn die körperlichen Auswirkungen von Drogen und
Stoffwechselgiften diskutiert werden.
Ob im Falle der toten Schülerin andere Drogen wie Rauschgift oder Medikamente
im Spiel waren, wird noch untersucht. Geprüft wird auch, ob die 14-Jährige eine
unentdeckte Erkrankung hatte.
In der Schule will Direktorin Stein-Kramer auf ein Signal der Klasse warten,
den normalen Betrieb wieder aufzunehmen. Psychologin Sibylle Stoevesand rechnet
damit schon bald: „Ich konnte bei den Gesprächen raushören, dass sich viele
Schüler eine baldige Rückkehr zur Normalität wünschen.“ Fatina Keilani