PNN 15.05.10

 

Kreistag streitet über Buskonzept

Finanzierung der neuen ÖPNV-Angebote in der Region Teltow noch mit vielen Fragezeichen

Region Teltow – Seit 1. April fahren die Busse zwischen Teltow und Potsdam zur Hauptverkehrszeit im Zehn-Minuten-Takt. Das ist bereits der erste Teil eines neuen Buskonzept für die Region Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf – genannt „TKS 2010“. Mehr Fahrten am Abend, bessere Vernetzung der Linien und Rufbusse für die kleinen Orte: Vorgesehen ist ab 2011 ein ganzer Komplex von Neuerungen, die Busfahren in der boomenden Region attraktiver machen sollen. Vorsichtig wurde der Zuschussbedarf ermittelt: 761 000 Euro im Jahr, die sich die drei Kommunen und der Landkreis teilen sollen. Die Weichen sind gestellt, der Beschlusstext für den Kreistag gedruckt, doch nun ist noch einmal richtig Fahrt in die Diskussion gekommen.

Einigkeit herrscht nicht einmal in der Vier-Parteien-Koalition aus SPD, CDU, FBB und FDP. Vize-Fraktionschef Baldur Martin erklärte im jüngsten Bildungsausschuss, warum die FBB (Freie Bauern und Bürger) gegen die vorgesehene Finanzspritze des Landkreises sind. „Es ist nicht nachzuvollziehen, das gerade für die Region Teltow ein optimales Buskonzept umgesetzt werden soll, wenn in anderen Regionen des Landkreises noch ganz andere Probleme bestehen“, sagte Martin. Andere Städte wie Werder würden zudem ihren Busverkehr auch ohne Hilfe des Landkreises optimieren. Und wenn es um die überregionalen Verbindungen von Teltow nach Berlin und Potsdam gehe, sollte auch das Land seinen finanziellen Beitrag leisten. „Es ist falsch, in Teltow den 10-Minuten-Takt einzuführen und gleichzeitig von einer Erhöhung der Kreisumlage zu reden“, so Martin.

Bauchschmerzen gibt es auch noch beim Koalitionspartner CDU. „Generell lehnen wir das neue Buskonzept für die Region Teltow nicht ab“, sagte Fraktionschef Rudolf Werner gestern den PNN. Fraglich sei jedoch, in welcher Höhe sich der Landkreis finanziell daran beteiligen sollte. In einer längeren Startphase des neuen Konzepts sei mit größeren Verlusten als bisher kalkuliert zu rechnen, so Werner. Die dürften auf keinen Fall auf den Landkreis abgewälzt werden. Schließlich würden gerade die drei prosperierenden Kommunen davon profitieren, dass der Landkreis in diesem Jahr auf eine Erhöhung der Kreisumlage verzichtet hat.

Deutliche Zustimmung kommt bisher nur von der SPD-Fraktion. „Das neue Buskonzept ist wichtig für die Stärkung der Wirtschaftsregion Teltow und damit auch für die Schaffung weiterer Arbeitsplätze“, argumentiert Fraktionschefin Susanne Melior. Schließlich müsste auch anerkannt werden, dass die Kommunen sich zur Hälfte an den Kosten beteiligen. Um auch etwas für die strukturschwächeren Regionen der Mittelmark zu tun, sollte laut Melior jedoch im nächsten Jahr ein Kreisentwicklungsfonds eingeführt werden. Auf jeden Fall müsse die Koalition in der wichtigen Frage des Buskonzepts zu einem einheitlichen Votum kommen, so Melior. Reichlich Gesprächsstoff also für die nächste Koalitionsrunde am kommenden Montag.

Von den Linken ist keine Unterstützung zu erwarten. „Wir hätten nur bei gleichzeitiger Einführung eines Kreisentwicklungsfonds zugestimmt“, sagte Fraktionschefin Kathrin Menz. Martin Köhler von den Grünen zeigte sich „relativ aufgeschlossen“, allerdings müsste in den ländlichen Gebieten auch etwas passieren, sagte er. Die Entscheidung über „TKS 2010“ soll der Kreistag am 24. Juni treffen. Vom Bildungsausschuss wurde mit knapper Mehrheit eine Ablehnung empfohlen. Hagen Ludwig