PNN 10.05.10

 

Eine "Rennstrecke" vor der Tür Unterwegs auf der Trasse der Ortsumgehung

Stahnsdorf – Am Güterfelder Eck stehen Kräne, Bagger haben sich in den Boden gegraben. Den Gründungsarbeiten für einen Brückenbau für die neue Magistrale der L 40, die einmal Potsdam und den Flughafen Schönefeld verbinden soll, gingen vor Wochen bereits Fällarbeiten am Stolper Weg voraus. „Schade um die schöne Natur“, seufzt eine Frau aus einer Radlergruppe, die in respektvoller Entfernung vor dem Baufeld steht. Dann sind Worte wie „Rennstrecke“ und „Monster“ aus der Gruppe zu hören. Die Fahrt, die am Samstag entlang der künftigen Trasse führte, sollte der Aufklärung dienen, sagte Thomas Michel, Sprecher des Runden Tisches Verkehr Stahnsdorf. „Wir wollen zeigen, wie nah diese Straße, die einmal als Umfahrung Güterfeldes dienen soll, dem Ort tatsächlich kommt.“

Der Abstand zu den Wohnhäusern betrage teilweise nur etwa 500 Meter, manchmal sogar noch darunter. Stress durch Lärm, krebserregenden Feinstaub und Rußpartikel zählte Michel auf, auch einer Menge giftiger Abgase seien die Anwohner ausgesetzt. Dass man nach Ablauf des Planfeststellungsverfahrens gar nichts mehr machen könne, glaubt Michel nicht. Auch Ludwig Burkardt, CDU-Landtagsabgeordneter und Gemeindevertreter aus Kleinmachnow, der sich am Treffpunkt der Radlergruppe einfand, bestärkte Michel darin, „weil von einem Planfestellungsbescheid nicht umfänglich Gebrauch gemacht werden muss“. In Sachen Lärmschutz und Abgasen wären sicher noch ein paar Zugeständnisse möglich. Aber an der Entscheidung selbst sei nicht mehr zu rütteln, so Burkardt. Auf die Güterfelder sei aber letztlich so großer Druck ausgeübt worden, dass es außer den Klägern gegen das Projekt letztlich auch Stimmen gab, die den raschen Bau der Magistrale forderten, so der Stahnsdorfer Gemeindevertreter Peter Ernst (SPD). Denn durch das Dorf Güterfelde walze sich nicht nur der Strom der Pkws, sondern auch der Schwerlastverkehr. Peter Ernst ist überzeugt, die Planer hätten darauf gesetzt, dass nach dem Bau der Teilabschnitte, der Ort zum Nadelöhr wird und die Bewohner noch darum bitten würden, die Umgehung zu bauen. Der ganze Bau sei ein Anachronismus, zeigte Ernst auf eine Karte, die von Linien durchzogen ist wie ein Schlangennest. „Die ehemalige Hautklinik ist regelrecht umzingelt und der jüdische Besitzer der Immobilie, die er erst nach der Wende zurückerhielt, ist auf diese Weise beinahe zum zweiten Male enteignet worden, denn das Grundstück ist so nicht mehr viel wert", bedauert Ernst. In einem Protestschreiben einer Stahnsdorferin macht sich auch Groll gegen die Nachbarkommunen Luft: Stahnsdorf würde durch den Bau der L40 nur verlieren, steht da, „alle anderen Kommunen gewinnen auf unsere Kosten. Denn deren Durchfahrtsstraßen würden beruhigt". Kirsten Graulich