PNN 07.05.10

 

Auf neuen Gleisen

Land will Region Teltow bei S-Bahn und Tram unterstützen / Debatte der Grünen in Kleinmachnow (07.05.10)

Kleinmachnow - Es gibt wieder Hoffnung für neue S-Bahnen und Straßenbahnen nach Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf: Das Land Brandenburg will die Bemühungen der Region zum Bau weiterer Schienenanbindungen unterstützen. Die Landesregierung sei aufgeschlossen für eine Nutzen-Kosten-Analyse zur Verlängerung der S-Bahn von Zehlendorf nach Kleinmachnow Dreilinden auf der Trasse der früheren Stammbahn. Gleiches gelte für den Bau einer Straßenbahn von Potsdam über Stahnsdorf nach Teltow. Das sagte Jobst-Hinrich Ubbelohde, Leiter des Referats Eisenbahn im Landesverkehrsministerium, am Mittwochabend bei einer Podiumsdiskussion der Grünen im Rathaus Kleinmachnow.

Dass das Land die Voruntersuchungen in Auftrag geben will, gilt als Voraussetzung für den Bau der Bahnen. Die schlechte Nachricht: Wann es losgehen könnte, ließ Ubbelohde offen. Bei beiden Projekten müssten andere Partner aufspringen. Im Fall der S-Bahn-Verlängerung auf der Stammbahntrasse solle auch Berlin einen Teil der rund 35 Millionen Euro für den Ausbau der Strecke bezahlen. Man strebe deshalb eine gemeinsame Voruntersuchung für das Jahr 2020 an, so Ubbelohde. Einem weiteren Ausbau der Stammbahn bis nach Potsdam gab der Referatsleiter eine klare Absage: „Ich rate der Region, sich auf die wesentlichen Projekte zu konzentrieren.“

Dass dazu auch eine Straßenbahnverbindung zählt, stieß beim Chef der Potsdamer Verkehrsbetriebe (ViP), Martin Weis, auf offene Ohren. In Potsdam ist man gewillt, das Projekt in Fahrt zu bringen. Mit der Straßenbahn wolle man sich auf den Binnenverkehr rund um Teltow konzentrieren, sagte Weis. Ein 10-Minuten-Takt wäre möglich. Als ersten Schritt wolle das Unternehmen ein Drittel der Kosten für eine Voruntersuchung übernehmen. Jetzt sei der Kreistag von Potsdam-Mittelmark gefragt, waren sich ViP-Chef Weis und Ministeriumsvertreter Ubbelohde einig.

Sich auf die abgespeckte Stammbahn und eine Tram zu konzentrieren, bedeutet aber auch eine Absage an ein anderes Bahnprojekt: Ein Ringschluss zwischen der Teltower S-Bahn über Stahnsdorf und die einstige Friedhofsbahn nach Wannsee ist unwahrscheinlich. Kosten und ökologische Bedenken seien zu hoch, der Nutzen zu gering, sagte Ubbelohde.

Dem widersprach Jens Klocksin (SPD), stellvertretender Vorsitzender der kommunalen Arbeitsgemeinschaft „Der Teltow“. Problemlos könne man die Teltower S-Bahn bis zur Sputendorfer Straße nach Stahnsdorf verlängern. Das würde die Linie attraktiver machen, denn damit habe die S 25 zu kämpfen: „Die Fahrgastzahlen müssen erst steigen, damit wir über eine Verlängerung nachdenken können.“ Vergessen sollte man den Ausbau aber nicht, wolle man einen „veritablen Verkehrskollaps“ vermeiden.

Dem stimmte Anton Hofreiter, Verkehrspolitischer Sprecher der Bundes-Grünen, zu. Der Bayer kennt die Verkehrs-Probleme aus seiner Heimat im Süden Münchens. Auch dort habe man jahrelang debattiert – Züge fahren nicht. „Es muss ein realer politischer Wille her. Ihr müsst es wollen“, sagte Hofreiter.

Es zu wollen, sei eine Sache, es sich leisten zu können die andere, erklärte Christfried Tschepe vom Berliner Fahrgastverband. Die Rahmenbedingungen für den Bau weiterer Bahnstrecken seien schlecht, da Geld fehle. Aber: „Die Schiene ist attraktiv“, in den nächsten zehn Jahren werden immer mehr Menschen auf die Bahn umsteigen, darauf müsse man vorbereitet sein und zumindest die Bahntrassen frei halten.

Stimmt, sagte Referatsleiter Ubbelohde. Vielleicht klappt es ja doch mit dem gewünschten Ringschluss. Das Land wolle sich zumindest bemühen, die Teltower S-Bahn attraktiver zu machen: Ubbelohde versprach, am geplanten 10-Minuten-Takt für die S 25 nach Teltow festhalten zu wollen – es wären die ersten zusätzlichen Bahnen, die dann in die Region rollen. Tobias Reichelt