PNN 28.04.10
Kleinmachnow - Bis heute scheint die splitternackte Dame auf dem Hof
der Kleinmachnower Eigenherd-Grundschule nichts an Anziehungskraft verloren zu
haben. Schon einer griechischen Sage nach konnte niemand den Reizen der
„Phryne“ widerstehen – wie zum Beweis hat sich jetzt der Berliner
Initiativkreis Schlachtenseer Bürger in die Debatte um einen neuen Platz für
die im Volksmund „Die Badende“ genannte Bronzefigur des Künstlers Ferdinand
Lepcke eingeschalten. Sie fordern das Original zurück.
„Ich habe selten eine so schöne Figur gesehen. Sie gehört an den Schlachtensee
zurück“, sagte Jörn Dargel, Mitglied des Initiativkreis, den PNN. Dort wurde
die Skulptur 1925 ursprünglich aufgestellt. Die Nähe zum Wasser war es wohl,
der sie ihren volkstümlichen Namen verdankt. Der Sage nach war Phryne eine
berühmte griechische Tempelprostituierte der Aphrodite und lebte im vierten
Jahrhundert vor Christus. Zum Beweis ihrer Schönheit entkleidete sie sich – so
wie von Lepcke dargestellt.
Im Laufe des Zweiten Weltkriegs verschwand die Figur am Schlachtensee.
Vermutlich sollte sie wie viele andere Bronzefiguren zur Bombenproduktion
eingeschmolzen werden – tatsächlich wurde Phryne von einem Kleinmachnower
gerettet. In den 50er Jahren wurde sie am Düppelteich aufgestellt. Glücklich
wurde sie dort nicht. Immer wieder hatte die Schönheit mit Vandalen zu kämpfen
und wurde stark beschädigt. Zu ihrer eigenen Sicherheit kam sie nach ihrer Restaurierung
auf den Hof der Eigenherd-Schule, dort steht sie bis heute. Wie berichtet,
sucht Kleinmachnow derzeit nach einem neuen Platz für die Figur.
Warum nicht zurück an den Schlachtensee?, fragt Initiativkreismitglied Dargel.
Der alte Sockel gegenüber dem S-Bahnhof sei leer. Die schöne Phryne könnte der
nahen Badestelle wieder den alten Charme verpassen. Um die Figur zu schützen,
könnte der Initiativkreis eine Pflege-Patenschaft übernehmen.
Kleinmachnows Heimatvereinschef Rudolf Mach ist jedoch nicht wohl bei dem
Gedanken. Schon vor zehn Jahren wurde eine Kopie der Prhyne am Schlachtensee
aufgestellt. Auch sie musste vor Vandalen gerettet werden. Die Kopie steht
jetzt am S-Bahnhof Nikolassee. Sollte ein Anspruch Berlins auf das
Kleinmachnower Original bestehen, müsse man dem nachgehen, sagte Mach. Auch
einen Tausch „Original gegen Kopie“ schließt er nicht aus. Die Schöne aber
inmitten der Partymeile am Schlachtensee zu versetzen, mag er sich nicht
vorstellen: „Das ist nicht durchdacht.“ Dann sollte Phryne lieber in
Kleinmachnow bleiben. Auch hier wolle man sich um ihr Wohlergehen kümmern. Tobias
Reichelt