PNN 28.04.10
Kleinmachnow - Jetzt ist auch noch die Schulsekretärin überlastet.
„Wir müssen anstehen, wenn wir Fragen an Sie haben“, sagt Mareen Rösel,
Schülersprecherin des Kleinmachnower Weinberg-Gymnasiums, und setzt hinzu: „Wir
haben nicht genügend Ansprechpartner in der Schule.“ Es fehle an Aushilfen für
die Sekretärin, an Lehrern, Sozialarbeitern und Schulpsychologen. Gemeinsam mit
Lehrern und Schülern hat Mareen Rösel eine Liste der größten Nöte zu Papier
gebracht. Gestern wickelte sie diese Liste um ein Nudelholz. Es ist adressiert
an den Bildungsausschuss des Brandenburger Landtags.
Seit November ist das Holz der Elterninitiative Brandenburg unterwegs im Land.
Schon über 50 Schulen haben ihre Wünsche und Forderungen an die Landespolitiker
um den stetig wachsenden Staffelstab gewickelt. Der dringlichste aller Wünsche:
Mehr Lehrer, um den Unterrichtsausfall zu bekämpfen. Die Vertretungsreserve
soll von derzeit 3 Prozent verdoppelt werden. Gestern erreichte das Nudelholz
Kleinmachnow. Vor der Maxim-Gorki-Gesamtschule versammelten sich Schüler und
Lehrer fünf Kleinmachnower Schulen, um es entgegenzunehmen. Jeder trug seinen
Teil dazu bei, dass die Rolle wächst.
„Wir brauchen dringend mehr Lehrerstellen, um den Ausfall durch Krankheit zu
minimieren“, trug Bernd Bültermann, Direktor der Eigenherd-Grundschule, vor.
Auf drei Kollegen muss er verzichten. Nur mithilfe des Geldes aus dem
Kleinmachnower Schulfonds kann er die Lücken stopfen. 20 000 Euro gibt die
Gemeinde in diesem Jahr für ihre Schulen. Geld, mit dem sie eigenständig Ersatz
in Form von Lehramtsstudenten oder Lehrer-Pensionären organisiert wird. Doch
dass die Gemeinde Geld geben muss, um die Landesaufgabe Bildung zu sichern,
hält Bültermann für falsch. Das Land muss ran, fordert er. Der Direktor wünscht
sich zudem eine größere Wertschätzung für Lehrer, die viel Einsatz zeigen.
Für solche Extras bleibt kaum Zeit im Schulalltag, kritisierte Bert Schadow,
Vorsitzender der Schulkonferenz der Grundschule Auf dem Seeberg. Die
Vertretungspläne seien teilweise so eng, dass Lehrer ihren Unterricht nicht
ausreichend vorbereiten könnten. Förderunterricht für einzelne Kinder falle
aus, weil Lehrer stattdessen ganze Klassen vertreten müssten.
Es fehlt Verlässlichkeit im Bildungssystem, gaben Schüler und Lehrer der
Maxim-Gorki-Gesamtschule den Landespolitikern mit auf den Weg. „Es ist einfach
kein Ersatz da, wenn Lehrer langfristig krank werden“, sagte Schulleiterin
Petra Dziewulski. Sechs Wochen müsse ein Lehrer erst krank sein, bis sich das
Schulamt um Ersatz kümmere. „Ich bin froh, dass es in Kleinmachnow den
Schulfonds gibt“, sagte Dziewulski. Von den von der Landesregierung versprochenen
1250 neuen Lehrerstellen für Brandenburg sei in Kleinmachnow nichts zu merken,
sagte Wolfgang Kremer, Sprecher der Kleinmachnower Elterninitiative „Kinder
ohne Lehrer“. „Wir lösen unsere Probleme immer noch allein“, räumte er ein. Das
solle aber sich ändern, sagte er und griff zum Nudelholz: „Es steht symbolisch
für das, was dem Landtag sonst droht.“ Und Vorsicht: Das Nudelholz wird weiter
wachsen. Am 3. Mai wird es an Stahnsdorfs Schulen übergeben. Tobias Reichelt