PNN 06.04.2010

 

Hilferuf an den Minister

Die Eltern von 2600 Schülern kämpfen seit Monaten vergeblich um Tempo 30 auf der Friedensbrücke (06.04.10)

Kleinmachnow - Täglich haben sie Angst um ihre Kinder, und mit Sorge denken sie an die beginnende Fahrradsaison. Seit Monaten kämpfen die Eltern von insgesamt 2600 Schülern um die Einführung von Tempo 30 an und auf der Kleinmachnower Friedensbrücke – bisher vergeblich. Erst Anfang des Jahres hat die Verkehrsbehörde des Landkreises einen entsprechenden Antrag abgelehnt (PNN berichteten). Deshalb haben sich die Elternvertreter von fünf betroffenen Bildungseinrichtungen jetzt mit einem Hilferuf an Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) gewandt.

In einem den PNN vorliegenden Brief wird der Minister gebeten, das Notwendige zu veranlassen, damit „der erste ernste oder gar tödliche Unfall verhindert wird“. Die Friedensbrücke über den Teltowkanal ist nach Ansicht der Eltern das zentrale Nadelöhr zum Kleinmachnower „Bildung-Ballungsraum“ im Weinberg-Viertel und dem angrenzenden Schwarzen Weg. Dort befinden sich Kita, Grundschule und Gymnasium der Evangelischen Kirche, das Weinberg-Gymnasium und die Kreismusikschule. In den nächsten Jahren soll der sogenannte Hoffbauer-Campus mit evangelischen Bildungseinrichtungen am Schwarzen Weg noch weiter ausgebaut werden. Ein Großteil der Kinder nutzt für den Schulweg den Zehlendorfer Damm – eine Landesstraße, die kurz vor dem Campus über die Friedensbrücke führt. Mehrerer Faktoren lassen sie zu einem ernsthaften Sicherheitsrisiko werden: geringe Fahrbahbreite, glätteanfälliger Fahrbahnbelag, schmale Fuß- und Radwege und besonders hohe Bordsteinkanten. Erst Ende des vergangenen Jahres ist ein Auto mit überhöhter Geschwindigkeit aus der scharfen Kurve hinter der Brücke geflogen. Der Wagen rutschte über Fuß- und Radweg und landete schließlich am Kanalufer. Schulkinder waren zum Glück nicht unterwegsm (PNN berichteten).

Besonders brenzlig wird es an der Brücke grundsätzlich in den Schulweg-Spitzenzeiten von 7.15 bis 8 Uhr und in der Mittagszeit. Zwar habe es im Dezember des vergangenen Jahres eine Verkehrsschau auf der Friedensbrücke gegeben, doch gerade die Stoßzeiten seien dabei ausgespart worden, so die Eltern. Zudem waren im Dezember naturgemäß nur wenige Radfahrer unterwegs.

Ärgerlich sind die Elternvertreter über die Ablehnung von Tempo 30 vor allem auch deshalb, weil in der Gemeinde selbst weitgehend Konsens darüber besteht, dass auf der Friedensbrücke etwas passieren muss. Einstimmig hat sich der Bauausschuss Ende Februar dafür ausgesprochen, einen erneuten Antrag auf Geschwindigkeitsreduzierung zu stellen. Der Landkreis scheine die Gefahren nicht zu erkennen, so Ausschusschef Jens Klocksin (SPD). Er plädiert dafür, das Problem langfristig mit dem Bau einer separaten Fuß- und Radbrücke zu lösen.

Auch die FDP hat sich bereits mehrmals bereits für eine Verkehrsberuhigung an der Brücke eingesetzt. „Wir müssen die Schulkinder schützen, die hier im Einmündungsbereich täglich tausendfach zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind – und zwar bevor ihnen etwas zustößt“, warnte Gemeindevertreter Michael Lippoldt. Die Elternvertreter hoffen nun auf ein Gespräch mit dem Minister – am besten bei einem Vor-Ort-Termin. Hagen Ludwig