PNN 27.03.2010

 

Warten aufs Gipfelglück

Kleinmachnows Kletterfelsen kommt frühestens 2011, vielleicht 2012 / Alpinisten fordern Verbindlichkeit (27.03.10)

Kleinmachnow - Kleinmachnows Kletterfelsen schrumpft bevor er gewachsen ist: Erst 18 Meter, dann 15 und nach letztem Stand noch 12 Meter hoch sollte sich die künstliche Kletterlandschaft über dem Boden in Nachbarschaft der Jugendfreizeiteinrichtung erheben. Nach drei Jahren Planung und intensiven Debatten in der Gemeindevertretung liegt die aktuelle Höhenmessung bei null Meter – zum Ärger der Alpenvereinsmitglieder. Sie fürchten, dass die Gemeinde das Projekt kippen will: Der angekündigte Baustart ist verschoben. Im am Donnerstagabend verabschiedeten Gemeindehaushalt 2010 findet sich der 255 000 Euro teure Felsen nicht wieder. Geld wird frühestens 2011 fließen.

Schon am Mittwoch hatte der Alpenverein Bürgermeister und Gemeindevertreter ins Rathaus eingeladen. Wie geht es weiter mit dem Kletterfelsen? Vier Vertreter waren gekommen, darunter der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Klaus-Jürgen Warnick (Linke). Er hatte schlechte Nachrichten: „Ich weiß nicht, ob wir den Kletterfelsen in 2011 schaffen“, sagte Warnick zum Erstaunen vieler Alpinisten. Die hatten über die PNN erfahren, dass das Projekt um ein Jahr verschoben wird – mit zwei Jahren hatte keiner gerechnet. Warnick ließ aber kaum Zweifel: „In den nächsten zwei Jahren kommt der nicht.“ Grund sei ein zehn Millionen Euro tiefes Haushaltsloch, dass die Gemeinde stopfen müsse.

„Wir müssen alles auf den Prüfstand stellen“, sagte Warnick. Nicht nur der Kletterfelsen sei unter den Rotstift gekommen, gestrichen oder verschoben wurde auch bei Straßenbauprojekten, der Feuerwehr, am Anbau für die Steinweg-Grundschule und bei der Halle für die Gorki-Gesamtschule. Für die Kletterer eine Enttäuschung. Schon in Potsdam hat der Alpenverein schlechte Erfahrungen gemacht: Auch hier schrumpfte ein im Buga-Park geplanter Kletterfelsen Stück für Stück, bis er schließlich komplett gestrichen wurde. Erst nach einem neuen Anlauf entstand der Felsen auf dem „Kahleberg“.

SPD-Gemeindevertreterin Nina Hille zeigte Verständnis für die Kletterer: „Ich finde es bedauerlich, dass die generelle Stimmung im Rathaus gekippt ist“, sagte sie. Am Felsen zu sparen sei falsch: „Der Kletterturm hat eine größere Wirkung als eine teure Sporthalle“, sagte Hille. Als Zeichen, dass die Kommune das Projekt ernst nehme, solle man zumindest das Felsenfundament in diesem Jahr gießen. Doch auch dafür müsste Geld fließen, im Haushalt 2010 ist es nicht eingeplant. Deshalb brauche man nicht um den Felsen bangen, tröstete BiK-Vertreter Roland Templin. Der Beschluss der Gemeinde, Geld zu geben, sei gefasst. „Sie müssen überlegen, wie sie das Projekt bis zum Bau am Leben erhalten“, riet er den Kletterern.

Die fordern von der Gemeinde jetzt verbindliche Zusagen, auch gegenüber ihren Spendern – fast 28 000 Euro wurden gesammelt. „Die Geldgeber wollen was sehen“, sagte der Vorsitzende der Kleinmachnower Kletterer, Axel Wagner. Das Projekt um zwei Jahre zu verschieben, sei undenkbar, appellierte Wagner an Alpenvereinsmitglied Warnick: Als Alpinist sei der Gemeindevertreter dem Klettersport schließlich verpflichtet. Tobias Reichelt