PNN 24.03.10

 

Hoffbauer will hoch hinaus

Stiftung nimmt im Sommer auf Kleinmachnower Bildungscampus neues Gymnasium in Betrieb (24.03.10)

Kleinmachnow - Die evangelische Hoffbauer Stiftung will mit ihrem Kleinmachnower Gymnasium neue Maßstäbe setzen: Seit Anfang des Jahres laufen die Umbauarbeiten in einem der früheren Siemens-Gebäude am Schwarzen Weg – bis zum Sommer soll sich das Bürohaus in eine Schule verwandeln. Mit acht Etagen wird sie zur sprichwörtlich höchsten Bildungseinrichtung im Land, sagt Hoffbauer-Chef Frank Hohn. Das Raumangebot werde riesig, auf jedes Kind entfallen rechnerisch fast 14 Quadratmeter Schulraum. Drei Fachkabinette und ein Musikpavillon sind vorgesehen, jedes Klassenzimmer erhält einen Arbeitsraum, jede Schuletage einen großzügigen Lichthof.

Das alles sei schön, sagt Hoffbauer Chef Hohn. Aber: „Was bei uns zählt ist inhaltliche Arbeit“, die soll in Verbindung mit dem neuen Raumkonzept das Gymnasium gegen öffentliche Konkurrenz weiter stärken.

„Wir nutzen pädagogische Methoden, die Platz brauchen“, so Hohn im Gespräch mit den PNN. 45 Minuten Frontalunterricht sei Geschichte. Am Hoffbauer-Gymnasium wird in 60 Minuten-Schichten gelernt, mal in Gruppenarbeit, mal frontal, mal beides gleichzeitig in getrennten Räumen. Für viele interessant sei das Schulprofil „Kommunikation“, sagt Hohn: Auf Basis christlicher Werte würden Schüler im Unterricht auf die Informationsgesellschaft vorbereitet. Seit knapp zwei Jahren gibt es das evangelische Gymnasium. Derzeit lernen die ersten 100 Schüler noch in einem Nebengebäude des künftigen Schulhauses, in der siebten und achten Klasse wird zweizügig unterrichtet. Im kommenden Schuljahr wird das Gymnasium mit neuem Haus dreizügig, 75 neue Schüler sollen aufgenommen werden. Unter voller Auslastung sollen einmal 450 Gymnasiasten an der Schule lernen, so Hohn.

Mit Grundschule und Kita wären dann 730 Kinder auf dem Campus untergebracht. Ihnen steht bereits eine Mensa zur Verfügung, die Aula der Grundschule wurde im Februar eingeweiht, der Musikpavillon soll im Sommer folgen, eine Sporthalle ist geplant (PNN berichteten). Zudem soll ein Internat entstehen – das Oberlinhaus will einen Teil seiner Schüler des Babelsberger Berufsbildungswerkes am Campus unterbringen.

„Wir haben keine Sorgen, dass wir zu große Raumkapazitäten schaffen“, sagte Hohn. Im Gegenteil: Für das neue Schuljahr haben sich 138 Kinder beworben – 63 mehr als aufgenommen werden können. Ähnlich gefragt sei die evangelische Grundschule, auch die Kita auf dem Gelände werde nach den Sommerferien mit 80 Kindern ausgelastet sein. „Die hohe Nachfrage zählt zum Standard an unseren Einrichtungen“, sagte Hohn.

Das Hoffbauer-Gymnasium befindet sich in Konkurrenz zu mittlerweile drei staatlichen Gymnasien. Zusätzlich bietet die Gorki-Gesamtschule in Kleinmachnow das Abi an. Folge des steigenden Angebots: Am Teltower Kant- und am Kleinmachnower Weinberg-Gymnasium sanken die Anmeldezahlen. Währenddessen boomt auch das neue Kreisgymnasium in Teltow, dass in zwei Jahren in einen Neubau nach Stahnsdorf ziehen soll. „Ich erlebe das nicht als Konkurrenz“, so Hohn. Mit einem Einbruch der Bewerberzahlen am evangelischen Gymnasium rechnet er nicht. Mit seinem Angebot brauche man sich nicht verstecken. Zwei Millionen Euro will die Stiftung in die Ausstattung ihres Gymnasiums investieren. Die Umbauarbeiten im Wert von weiteren rund fünf Millionen Euro trägt der Vermieter, die Münchner „Hubert Haupt Immobilien Holding“.

Wird das Haus im Sommer eröffnet, sind bis auf einen Achtgeschosser alle Gebäude auf dem ehemaligen Siemens-Areal wieder genutzt – das leere Haus hat Hohn aber auch im Blick: „Wenn die Kommunen uns unterstützen, könnten wir, statt wie bislang in Potsdam geplant, in Kleinmachnow eine neue Oberschule eröffnen“, sagt Hohn. Vorstellbar wäre auch, eine private Hochschule zu betreiben. Tobias Reichelt