PNN 22.03.10
Kleinmachnow – Weißdorntee kräftigt das Herz. Außerdem gehört die
Heilpflanze zu den wenigen, die mit anderen Medikamenten eingenommen werden
können, ohne Nebenwirkungen zu zeigen. Doris Rauschert kennt sich aus mit
Heilpflanzen und konnte am Samstag den Besuchern des Kleinmachnower
Naturheilkundetages manchen Tipp mit auf den Weg geben. Seit 2005 veranstalten
die Awo-Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (KIS) und
Heilpraktiker aus der Region dieses Projekt gemeinsam. Doris Rauschert gehört
zum Organisationsteam und möchte mit diesem Tag darüber aufklären, dass
Naturheilverfahren eine wertvolle Ergänzung zur Schulmedizin sind. „Die
Diskussion um die Gesundheitsreform hat viele Menschen verunsichert, die nun
mit kompetenter Unterstützung die eigenen Selbstheilungskräfte aktivieren
möchten“, sagt die Heilpraktikerin, die eine Ausbildung an der Freiburger Heilpflanzenschule
absolviert hat. Ihre Naturverbundenheit und die Liebe zu den Heilpflanzen
wurden stark von der Großmutter geprägt. Die Kräuter für ihre Salben und Öle
sucht sie selbst. „Bei der Behandlung sehe ich nicht nur die Krankheit im
Menschen, sondern auch den Menschen in seiner Krankheit“, sagt Doris Rauschert.
Ein Krankheitsbild habe bei jedem eigene Ausprägung und Ausdrucksformen. Sie
achte daher auch auf Mimik, Gestik und die Wortwahl ihrer Patienten. „Diese
Anhaltspunkte helfen mir bei der Auswahl der Therapie.“ Oft seien Verfahren der
Naturheilkunde preiswerter als die der Schulmedizin. Doch viele anerkannte
Behandlungen würden im Zuge der Gesundheitsreform und der daraus resultierenden
Budgetregulierung von den gesetzlichen Kassen nicht mehr übernommen. Dass sich
jeder Heilpraktiker nennen dürfe, der ein paar Kräutlein kenne, sei allerdings
ein weit verbreitetes Vorurteil, sagt Doris Rauschert. Dreieinhalb Jahre dauere
eine Ausbildung, die zudem mit einer Prüfung durch Mediziner abschließe. „Bei
schweren Erkrankungen schicken wir die Patienten allerdings zum Arzt, wir
wissen um unsere Grenzen“, sagt die Heilprakterin.
Trotzdem lässt sich manche Tablette auch durch pflanzliche Arzneimittel
ersetzen. Dass sich diese „Grüne Apotheke“ wachsender Nachfrage erfreut, zeigte
auch die Zahl von über 300 Besuchern am Samstag. Von der klassischen
Homöopathie über Bachblüten bis zur Schmerztherapie reichte das Angebot an
Informationen, das zudem durch Fachvorträge ergänzt wurde. Auch die Stände der
Selbsthilfegruppen waren gut besucht. „In Selbsthilfegruppen sehen immer mehr
Menschen eine wertvolle Ergänzung zur Schulmedizin“, sagte KIS-Leiterin Bärbel
Schenk. Die Mitglieder solcher Gruppen tauschen Erfahrungen aus und
organisieren ihre Treffen eigenverantwortlich. Eine der Gruppen, die erst
kürzlich ins Leben gerufen wurde, setzt sich mit der zunehmenden PC-Sucht
auseinander und klärte in einem Vortrag darüber auf, ab wann die Verstrickungen
in die virtuellen Welten problematisch werden.Kirsten Graulich