Kleinmachnow - Die Gemeinde Kleinmachnow hat der Landesregierung mit
ihrem Schulfonds offenbar einen Denkanstoß gegeben. Seit Herbst können Schulen
im Ort auf einen vom Rathaus bezahlten Vertretungspool zurückgreifen, um
erkrankte Lehrer zu ersetzen – eine landesweit einmalige Notmaßnahme, um
Ausfall einzudämmen. Das Modell gilt als flexibel und unkompliziert. Ab
kommendem Schuljahr soll es einen ähnlichen Fonds für alle Brandenburger
Schulen geben – auf Kosten des Landes.
Bereits nach den Sommerferien sollen Schulen die Unterrichtsvertretung
teilweise eigenständig regeln können, sagte Stephan Breiding, Sprecher im
Bildungsministerium, gestern den PNN. Wie in Kleinmachnow sollen die
Schulleiter mit einem Budget bei Engpässen qualifiziertes Personal einstellen
dürfen, etwa pensionierte Lehrer oder amtlich geprüfte Fachkräfte. Aber: „Das
Modell ist nicht ganz mit dem Kleinmachnower Fonds vergleichbar“, sagte
Breiding. Anders als Kleinmachnow wird das Land nicht mehr Geld in das System
geben, als bislang vorgesehen.
Im Bildungsministerium hat man sich stattdessen der Vertretungsreserve von drei
Prozent angenommen: Sie steht jeder Schule zu, bislang wird sie in der
Anzahl der Gesamtlehrerstellen an einer Schule verrechnet. Ab kommendem
Schuljahr sollen Schulleiter einen Teil der Reserve-Stellen jedoch
kapitalisieren können. Maximal ein Drittel der Reserve – also ein Prozent –
soll in Form von Bargeld auf einem Konto des Schulamtes zwischengelagert
werden. Mit dem Geld sollen Schulleiter dann kurzfristig „qualifizierte“
Ersatzlehrer beschäftigen können.
„Der Charme des Personalbudgets liegt in seiner Flexibilität“, sagte Breiding.
Lange habe man über ein solches Modell nachgedacht. „Wir wussten nicht, ob wir
es wollen.“ Der Kleinmachnower Vorstoß habe aber gezeigt, dass Schulen ihre
Vertretung auf diese Weise tatsächlich flexibel organisieren können. Wolfgang
Kremer, Sprecher der Kleinmachnower Elterninitiative „Kinder ohne Lehrer“,
zeigte sich gestern dennoch skeptisch. „Da ist ja nichts gewonnen“, sagte
Kremer, schließlich fließe nicht mehr Geld in die Bildungslandschaft. Den
Kleinmachnower Fonds aufzulösen sei deshalb undenkbar. Dennoch begrüßte Kremer
die Absicht des Landes, Schulleitern künftig mehr Spielräume zu bieten. „Das
ist die beste Lösung, die Schulleiter sind aktiv und intelligent genug, um das
zu machen.“
Lange hatten Kleinmachnower Eltern für den Schulfonds gekämpft. 18 Hilfslehrer
sind inzwischen im Vertretungspool gemeldet – pensionierte Lehrer, Studenten,
Referendare. Rund 400 Schulstunden waren sie im Einsatz. Ginge es nach Kremer,
müsste das Projekt bei anderen Kommunen Nachahmer finden – wie die aktuelle
Diskussion um das Personalbudget des Landes zeige: „Reichtum ist vom Land nicht
zu erwarten.“ Deshalb solle die Gemeinde Vorsorge treffen. Zumal es günstiger
sei als gedacht: Bislang wurden in Kleinmachnow erst 5000 Euro abgerufen,
dennoch sei der Ausfall deutlich zurückgegangen. Tobias Reichelt