PNN 05.03.10
Kleinmachnow - Eine Galerie für Kleinmachnow, ein Ort für
internationale Künstler, für Vereinsabende oder Lesestunden – wenn Rainer Ehrt
an die ungenutzten Potenziale des leer stehenden Kanalarbeiterhauses in
Kleinmachnows historischem Dorfzentrum denkt, gerät er ins Schwärmen. „Wir
müssen was tun und können nicht immer nur jammern“, sagt er dann. Gemeinsam mit
seinem Künstlerkollegen Fridolin Frenzel hat der Maler und Cartoonist großes
vor mit dem Haus am Zehlendorfer Damm 200.
Knapp einen Monat nach dem Ende des „Kunst- und Kulturvereins Kleinmachnow“ –
zu DDR-Zeiten bekannt als „Joliot-Curie-Klub“ und Treffpunkt für Intellektuelle
und Künstler – macht der Kleinmachnower Rainer Ehrt mit seinem neu gegründeten
Kunstverein von sich reden. „Die Leute vom alten Kunstverein waren erschöpft“,
sagt Ehrt. „Jetzt müssen andere den Karren ziehen.“
„Die Brücke Kleinmachnow – Kunstverein e. V.“ heißt das Projekt. Der Name ist
Programm: „Wir wollen vielfältige Brücken bauen“, Verbindungen wie die zwischen
alten und neuen Kleinmachnowern schlagen, zwischen Kunstfreunden und Künstlern.
Eines soll dabei nicht vergessen sein, sagt Ehrt, „Die Brücke“ stehe auch
symbolisch für das ehemalige Kanalarbeiterhaus am Zehlendorfer Damm und den
Anspruch des neuen Kunstvereins darauf. In Sichtweite der Brücken über den
Teltowkanal soll es Kleinmachnow als Künstlerzentrum dienen, wünscht sich der
Maler.
„Wir wollen dort unseren Kunstverein etablieren“, sagte er gestern den PNN. Die
Planungen für den ersten Schritt seien im vollen Gang. Der Verein will eine
Künstlerwoche in der Zeit vom 29. August bis zum 4. September veranstalten. Im
und um das leer stehende Haus aus dem 19. Jahrhundert – zuletzt bewohnte es der
Gärtner Josef Schöwel – sollen vier eingeladene Künstler ein Woche lang
arbeiten und ausstellen. Die Kurzzeitgalerie soll von Konzerten, Lesungen,
Darstellungen und einem Künstlerfest begleitet werden. Die Genehmigung von der
Gemeinde für die Kunstwoche hat sich Ehrt bereits gesichert.
Der Idealfall aus seiner Sicht: Aus der Künstlerwoche wird ein ganzes
Künstlerjahr. „Wenn wir gute und professionelle Künstler nach Kleinmachnow
holen wollen, brauchen wir einen Raum“, sagt Ehrt. Das Potenzial an
Kunstinteressierten Kleinmachnowern sei groß, die Lage des Hauses in der Nähe
zu drei großen Schulen ideal. „Warum soll man die Leute nicht hier abholen?“
Bis aus dem ehemaligen Kanalarbeiterhaus in Gemeindebesitz aber eine Galerie
wird, kann es noch dauern, weiß auch Ehrt. „Im Moment hat das Haus einen
morbiden Charme.“ Dach und Fassade sind reparaturbedürftig, die Heizung ist
defekt und der Keller feucht. Das soll die Bemühungen aber nicht stoppen, sagt
der 50-jährige Maler. Ehrt weiß, wie man große Projekte vorantreibt. Vor sechs
Jahren initiierte er die landesweite Künstlermesse „Art Brandenburg“. Die dort
geknüpften Kontakte sollen später helfen, Kleinmachnows Kunstzentrum mit Leben
zu füllen. Tobias Reichelt
Der Kunstverein sucht tatkräftige, fördernde Mitglieder. Tel.: (033203)
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