PNN 03.03.10
Kleinmachnow - Margit Landau schüttelt verständnislos den Kopf. „Wir
brauchen dringend einen neuen Kindergarten“, sagt die Geschäftsführerin der
Kleinmachnower Waldorf-Kita. „Rohrbrüche, Verstopfungen, die Heizung geht
ständig kaputt und es stinkt“, erzählt sie von ihren alltäglichen Problemen.
Doch es hilft nichts. Seit Montagabend weiß Margit Landau: Sie und ihre
Kindergartenkinder werden noch mindestens ein weiteres Jahr in der Baracke auf
dem Seeberg ausharren müssen.
In der Sitzung des Bauausschusses sollten angefallene Mehrkosten für den
geplanten Kita-Neubau abgesegnet werden. Unter dem Druck der anwesenden
Gemeindevertreter zog Bauamtsleiterin Barbara Neidel die Beschlussvorlage
jedoch zurück. Die Baukosten hatten sich von 2 auf rund 2,5 Millionen Euro
erhöht. Zu viel in den Augen vieler Gemeindevertreter. Bereits in der
vergangenen Woche war die Vorlage im Sozial- und im Finanzausschuss
durchgefallen. Jetzt soll nach Sparpotenzial gesucht werden: „Kostensenkung bei
Qualitätserhalt“, gab Bauausschusschef Jens Klocksin (SPD) die Devise vor. „Es
gibt keinen, der den Bedarf an der Kita infrage stellt.“
Jetzt nach Sparpotenzialen zu suchen, verzögert den Bau jedoch um weitere
Monate, befürchtet Kita-Chefin Landau. „Unser Betrieb ist von den Behörden nur
geduldet mit der Aussicht auf den Neubau“, klagt sie. Und für den hätten die
Arbeiten bereits im Herbst beginnen sollen. Die Gemeinde hatte ein Grundstück
auserkoren, Geld in den Haushalt eingestellt und einen Architekturvorschlag
ausgewählt.
Dann stockte der Prozess: Im Streit um die Bebauung des Seebergs zwischen der
Gemeinde und der Internationalen Schule (BBIS) als größter Flächeneigentümer
geriet die Waldorfkita zwischen die Fronten. Noch immer ist unklar, ob das
Grundstück für den neuen Kindergarten vom Besitz der BBIS in die Hände der
Gemeinde übergeht, um darauf zu bauen.
Die Vertreter der BBIS machen keinen Hehl daraus, sich die Fläche als
Faustpfand zu bewahren, bis Klarheit über den Bebauungsplan auf dem Seeberg
herrscht. Zwar ist ein Kompromiss für die Neubauten der Internationalen Schule
mit der Gemeinde gefunden, der ist aber noch nicht vom Landkreis für
rechtskräftig erklärt. Die Prüfung läuft.
„Wir wissen nicht, wie lange unsere Baracke noch hält“, sagte Kita-Chefin
Landau. 20 000 Euro stecke man Jahr für Jahr in die Reparatur des Hauses,
weitere 10 000 Euro fielen an Heizkosten an.
Auch das Architekten-Team Kerbl und Löffler verteidigte die Kostensteigerungen:
„Das hat weniger mit einem größeren Bau, als mit dem Grundstück an sich zu
tun“, sagte Architekt Robert Kerbl gegenüber den PNN. Der Boden sei nicht
tragfähig, obendrein vermutlich kontaminiert und müsse ausgetauscht werden.
Allerdings seien auch eine behindertengerechte Toilette und eine Küche für die
Kita zusätzlich eingeplant worden. Statt Essen vom Lieferanten, soll es
Selbstgekochtes geben. Wolle man sparen, könne man die Küche wieder streichen,
schlug der Architekt vor. Gleiches gilt für Dämmmaterial, Lüftungstechnik und
Glasfassade, macht rund 180 000 Euro weniger.
„Ich weiß, wie sehr die Zeit für den Waldorfkindergarten drängt“, sagt
Gemeindevertreterin Anne von Törne (BIK) abschließend, „aber wir müssen um
jeden Euro kämpfen.“ Bis zur Bauausschussitzung im April soll deshalb ein
umfassender Sparplan für den Kita-Bau erarbeitet werden. Tobias Reichelt