PNN 23.02.10
Region Teltow - Der geplante Ausbau der Radwege entlang des
Teltowkanals ist gefährdet. Offenbar hat das Bundesverkehrsministerium Abstand
von den Plänen genommen, Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf beim Wegeausbau in
der Kanalaue zu unterstützen. Die drei Kommunen hatten sich beim
Verkehrsministerium um Fördergelder in Millionenhöhe beworben, die Signale im Frühjahr
2009 waren vielversprechend. Rund 3,6 Millionen Euro sollten fließen. Jetzt
kommen wohl lediglich 100 000 Euro an. Viel zu wenig, um die Löcher im Wegenetz
zwischen den drei Orten zu stopfen.
Eine offizielle Absage des Bundes stehe zwar noch aus, dennoch seien die
Vorzeichen schlecht, sagte gestern SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein
gegenüber den PNN. „Von dem Projekt und seinen Kosten will die jetzige
Bundesregierung nichts mehr wissen.“ So hätte das Verkehrsministerium für den
Radwegeausbau in ganz Deutschland nur ungefähr die Gelder bereitgestellt, die
allein für die Radwege am Teltowkanal benötigt würden. Lediglich die
Planungskosten in Höhe von 100 000 Euro sollen hier übernommen werden, so
Wicklein. Die Abgeordnete machte den Regierungswechsel für die neue
Förderpolitik verantwortlich. Eine PNN-Anfrage an das Bundesverkehrsministerium
wurde gestern nicht beantwortet.
Im Frühjahr 2009 hatten die Bürgermeister von Teltow, Kleinmachnow und
Stahnsdorf dem Ministerium ihre Förderanträge überreicht. Die damals anwesende
Staatssekretärin machte den Kommunen Hoffnung: Mit Hilfe des Bundes sollten die
Lücken des Weges zwischen der Berliner Stadtgrenze auf Teltower Seite im Osten
und auf Stahnsdorfer Seite im Westen geschlossen werden. Insgesamt wollte der
Bund 75 Prozent der Baukosten für die Geh- und Radstrecke übernehmen. Geplant
war ein beidseitiger Schotterweg mit drei Metern Breite.
Ohne die Förder-Millionen sei das Projekt nicht zu stemmen, sagte gestern
Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) gegenüber den PNN.
„Der politische Wille ist da, aber die finanzielle Leistungsfähigkeit hat sich
verschlechtert“, so Albers. Angesichts der Finanzlage würden Radfahrer weiter
auf ein Mountainbike setzen müssen, um die teils holprigen Kanalwege zu nutzen.
„Das wäre ein Rückschlag“, sagte Manfred Kühn, Sprecher der
Interessengemeinschaft Teltowkanalaue. Seit fünf Jahren werbe man für den
Ausbau der Wege. Den Kopf in den Sand zu stecken sei aber falsch. „Man muss
sich um andere Fördergelder bemühen“, sagte Kühn. Selbst 100 000 Euro zur
Wegeplanung seien ein Schritt in die richtige Richtung. Jetzt seien die
Kommunen gefragt. Statt den Weg auf einmal zu bauen, müssten Teilstücke
finanziert werden, forderte Kühn.
Während man sich vor Ort um den Verlust von Fördermitteln sorgt, sieht Winfried
Lücking, Flussexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz, eine andere
Gefahr: Wenn neue Radwege gebaut werden, sei kaum Platz für einen Kanalausbau.
„Was wenn die Absage an das Radwegeprojekt ein erster Schritt ist, um den
Teltowkanal doch noch zu verbreitern?“, spekuliert Lücking. Die Rot-Rote
Landesregierung habe mit ihrer Entscheidung für einen Ausbau der Kleinmachnower
Schleuse auf 190 Meter klar gemacht, dass sie den Schiffsverkehr stärken wolle.
„Nicht ist jetzt naheliegender als der Ausbau des Kanals.“ Tobias Reichelt