PNN 20.02.2010
Stahnsdorf / Kleinmachnow - Stahnsdorf und Kleinmachnow haben für ihre
Pläne für einen S-Bahn-Anschluss einen mächtigen Unterstützer bekommen: Die
Anbindung an das Schnellbahnnetz ist eine der Kernforderungen des ADAC
Berlin-Brandenburg in seinem gestern vorgestellten „Mobilitätsplan 2030“.
Allein in den beiden Bundesländern zählt der Automobilclub 1,15 Millionen
Mitglieder.
Unter dem Stichwort „S-Bahn-Netz für Berufspendler erweitern“ wird neben der
Verlängerung der S 75 von Spandau nach Falkensee eine Non-Stop-„Kanonenbahn“
von Zehlendorf zum Potsdamer Platz mit Anschluss an Düppel-Kleinmachnow und
Verbindung zur „Friedhofsbahn“ nach Stahnsdorf und Wannsee gefordert. Die
Kosten für das Gesamtpaket werden auf eine Milliarde Euro geschätzt. Gefordert
werden zudem die Verdopplung der Park-and-Ride-Plätze im Ballungsraum, 100
Kilometer neue Fahrradstraßen und Tunnel- und Straßenausbauten in Berlin
für 2,35 Milliarden Euro.
Jörg Becker, Leiter Verkehr des ADAC-Landesverbandes Berlin-Brandenburg,
betonte gegenüber den PNN, dass der Mobilitätsplan keinen Anspruch auf
Vollständigkeit habe. Vielmehr solle ein Impuls für eine „komplexe
Generalverkehrsplanung“ gegeben werden, die alle Probleme in Angriff nimmt. Der
Berliner Südwesten mit Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf habe alle Chancen
auf Zuzug und Entwicklung, sagte Becker. „Damit ist eine wachsende Zahl von
Berufspendlern verbunden, von denen erfahrungsgemäß ein Drittel Bus und Bahn
benutzen.“ Schon jetzt gebe es eine „extreme Zahl“ von Autopendlern aus der
Region nach Berlin, da ein adäquates öffentliches Nahverkehrsangebot nicht
bestehe. Eine „beschleunigte S-Bahn könnte die Antwort auf Busverbindungen
sein, bei denen „zig mal umgestiegen werden muss“, sagte Becker. „Dafür können
wir auf Pläne zugreifen, die schon von unseren Großvätern erstellt wurden.“ Den
Mobilitätsplan will der ADAC in Spitzengespräche und Beteiligungsverfahren
einbringen. Becker erklärte, dass sich der Automobilclub immer mehr als
„Mobilitätsdienstleister, Berater und Verbraucherschützer“ versteht. Bei
Überlegungen zum Thema Mobilität könnten Radverkehr und ÖPNV nicht mehr außen
vorgelassen werden, wenngleich auch das Auto als Verkehrsträger durch den
Elektroantrieb „aus der Schmuddelecke verschwinden“ werde. „Uns geht es darum.
dass unsere Mitglieder frei in ihrer Entscheidung sein wollen, welches
Verkehrsmittel sie zu welchem Zweck benutzen.“ Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd
Albers, selbst ADAC-Mitglied, begrüßte gestern auf PNN-Anfrage die
Unterstützung des großen Lobbyverbandes bei den S-Bahn-Plänen. „Die Fülle der
Verkehrsprobleme in der Region lässt sich nur lösen, wenn man den ÖPNV
einbezieht“, so der Bürgermeister. Einmal mehr unterstrich er, dass der
gekappte S-Bahn-Anschluss eine nicht geheilte Folge der Teilung sei. Henry
Klix