PNN 13.02.10

 

Ein Stück Identität

Einstimmiger Beschluss der Gemeindevertreter: Kommune soll Kauf der Kammerspiele prüfen (13.02.10)

Kleinmachnow - Die Kammerspiele Kleinmachnow verkörpern ein gutes Stück Identität des Ortes und sollen deshalb unbedingt erhalten bleiben. Darin waren sich am Donnerstagabend alle Fraktionen der Kleinmachnower Gemeindevertretung einig. Einstimmig wurde der Bürgermeister beauftragt, mit dem Eigentümer der Kammerspiele, Karl-Heinz Bornemann, einen Optionvertrag zum Kauf der traditionsreichen Kulturstätte abzuschließen.

Bornemann werde sich in dem notariell zu beglaubigenden Papier verpflichten, die Immobilie in der Karl-Marx-Straße bis September an keinen anderen zu verkaufen, erläuterte Bürgermeister Michael Grubert (SPD). Die Gemeinde indes hat bis Herbst Zeit, den Sanierungsbedarf zu untersuchen, mögliche Varianten von Betreiberkonzepten zu entwickeln und die Wirtschaftlichkeit des Betriebes zu ermitteln.

Dabei soll auch untersucht werden, ob das Haus von einem nicht kommunalen Träger weitergeführt werden kann. Der Verkaufspreis soll laut Bürgermeister Grubert  auf der Basis eines aktuellen Verkehrswertgutachtens abgestimmt werden. Auf Grundlage dieser Faktoren könnte dann im Herbst endgültig über einen Kauf entschieden werden. In der Zwischenzeit soll der Betrieb der Kammerspiele fortgeführt werden.

Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1938 waren die Kammerspiele viele Jahrzehnte das kulturelle Zentrum des Ortes. Dort fanden nicht nur Kinovorstellungen sondern auch Theater- und Musikveranstaltungen und nach dem Krieg sogar Boxwettkämpfe statt. Von 1960 bis 2003 wurde das Haus staatlich oder kommunal betrieben. Im Januar 2004 übernahm Karl-Heinz Bornemann die Kammerspiele wieder in private Hand.

Unter ihrem Dach gibt es einen großen Saal mit 360 und einen kleinen mit 80 Plätzen. Zudem stehen kleinere Räume für Unterricht und Besprechungen zur Verfügung. In Eigenregie konnte Bornemann die Kammerspiele in den vergangenen Jahren fast nur noch als Kino betreiben. Im vergangenen Jahr kündigte er an, den Betrieb einstellen zu wollen. Eine Übernahme der Kammerspiele war immer wieder im Gespräch gewesen, scheiterte bisher jedoch an unterschiedlichen Preisvorstellungen von Eigentümer und Kommune. Im Dezember 2009 hatte Bornemann der Kommune das Haus erneut zu einem Preis von 400 000 Euro angeboten, allerdings kann das Rathaus vor dem Kauf den tatsächlichen Wert überprüfen.

Ein Kauf der Kammerspiele bedeute auch die Trennung von anderen Kulturstandorten, so Grubert. Verabschieden müsste man sich dann unter anderem von den geplanten Standorten im Meiereifeld und in der Karl-Marx-Straße.

In der Diskussion am Donnerstagabend plädierte unter anderem die CDU-Gemeindevertreterin Angelika Scheib dafür, die Kammerspiele trotz enormer Sparzwänge der Gemeinde zu erhalten. „Sie sind ein wichtiger Ort, um Geschichte zu dokumentieren“, sagte sie. Barbara Sahlmann (Grüne) freute sich über den erreichten Konsens der Gemeindevertreter. Das denkmalgeschützte Haus müsse ohne „wenn und aber“ gerettet werden. Roland Templin (BIK) regte an, die Kulturschaffenden des Gemeinde bei der anstehenden Konzeptentwicklung einzubeziehen. Hagen Ludwig