PNN 09.02.10

 

Entscheidung ohne Glücksgefühle Gemeindervertreter wählen neuen Chef

Kleinmachnow - Glücksgefühle kommen nicht auf. Die kleinen Fraktionen des Kleinmachnower Gemeindeparlamentes werden am Donnerstag keine Freudensprünge machen, wenn eine wichtige Personalentscheidung aufgerufen wird. Die Wahl des neuen Vorsitzenden der Gemeindevertretung steht auf der Tagesordnung: Die Bewerbung des CDU-Abgeordneten Maximilian Tauscher gilt als sicher. Auch Klaus-Jürgen Warnick von der Linkspartei kann sich die Rolle des Vorsitzenden vorstellen, erwartet im Vorfeld aber deutliche Unterstützersignale.

Von den BIK-Vertretern (Bürger für gute Lebensqualität in Kleinmachnow) wird er die nicht bekommen. „Wir fordern Warnick nicht auf“, schüttelt Roland Templin den Kopf. Auch für Tauscher könne man sich nicht begeistern, so dass „wir noch auf einen anderen hoffen“, so Templin. Doch hat sich der ominöse Dritte, der vor allem von den kleinen Fraktionen ins Gespräch gebracht wurde, bislang nicht erklärt. Auch bei den Bündnisgrünen schielt Barbara Sahlmann auf einen Kandidaten, der nicht Tauscher oder Warnick heißt, rechnet aber damit, dass es bei den beiden bleiben wird. Unter den Bündnisgrünen selbst habe niemand Ambitionen auf den Vorsitz. Als kleine Fraktion müsse man auch mal polarisieren und sich profilieren. „Da können wir kein neutrales Amt bekleiden", sagt Sahlmann.

Für die FDP-Fraktion erkennt Kornelia Kimpfel bislang keinen Wunschkandidaten. Die beiden designierten Bewerber würden Parteien repräsentieren, die ein „anderes Demokratieverständnis als die FDP haben“, sagt Kimpfel. Das sei schon ein Problem. Sie wünsche sich einen Parlamentschef, „der die kleinen mit den großen Fraktionen mehr verbindet und mehr einigt“. Das traue sie weder Tauscher noch Warnick ausreichend zu. BIK-Vertreter Templin erwartet vom Vorsitzenden der Gemeindevertretung einen „souveränen“ Führungsstil. „Schnell, flexibel und rechtssicher soll er sein, effizient und kein politischer Selbstdarsteller.“

Erfahrung in parlamentarischer Führung hat der 72-jährige Tauscher. Von 1990 bis 1993 leitete er den ersten frei gewählten Gemeinderat in Keinmachnow. Warnick, 58 Jahre alt, gilt als politisch bewandert: Er saß schon im Bundes- und Landtag und agiert seit vielen Jahren im Ortsparlament, in dem er den Finanzausschuss führt.

Benötigt wird für die Wahl des Vorsitzenden nach Brandenburgs Kommunalverfassung die Mehrheit der Gemeindevertretung, die in Kleinmachnow 28 Mitglieder zählt. Auch der Bürgermeister ist stimmberechtigt. Zwar kann Tauscher laut SPD-Fraktionschefin Susanne Krause-Hinrichs mit den Stimmen der Sozialdemokraten rechnen. Doch werden die Stimmen aus den kleineren Fraktion von FDP, BIK, WIR und den Grünen entscheidend. „Und das ist eine Gewissensfrage“, sagt Kimpfel.

Notwendig wird die Neuwahl, weil der bisherige Vorsitzende Klaus Nitzsche (SPD) aufgrund seiner früheren Tätigkeit für die DDR-Staatssicherheit im Dezember abgewählt wurde. Auch die Wahl von drei Stellvertretern steht am Donnerstag auf der Tagesordnung. Peter Könnicke