PNN 27.01.10

 

Option für Kammerspiele gezogen Hauptausschuss empfiehlt, Kauf zu prüfen

Kleinmachnow - SPD-Gemeindevertreterin Nina Hille wurde sogar etwas pathetisch: „Jetzt hat die Stunde für die Kammerspiele geschlagen.“ Es war nicht die letzte Stunde gemeint, die für die traditionsreiche Kulturstätte in Kleinmachnow beginnen soll, sondern das Rettungsseil, das Bürgermeister Michael Grubert (SPD) nach zähem Überlebenskampf zu flechten bemüht ist. In der Sitzung des Hauptausschusses am Montag schlug er den Gemeindevertretern einen Optionsvertrag vor, den die Gemeinde mit dem Hauseigentümer abschließen soll. Letzterer verpflichtet sich in dem notariell zu beglaubigenden Papier, die Immobilie in der Karl-Marx-Straße bis September an keinen anderen zu verkaufen und an seinen Preisvorstellungen – die Rede ist von etwa 480 000 Euro – festzuhalten. Die Gemeinde indes hat bis Herbst Zeit, den Sanierungsbedarf zu untersuchen, ein Betreiberkonzept zu entwickeln und die Wirtschaftlichkeit des Betriebes der Kammerspiele zu berechnen. Auf Grundlage dieser Faktoren soll dann endgültig über einen Kauf entschieden werden.

Der Hauptausschuss schloss sich Gruberts Vorschlag ohne Gegenstimme an. Zwar ist das nach Jahren einer erfolglosen Annäherung zwischen Kommune und Eigentümer ein entscheidender Schritt. Grund zur Euphorie gibt es indes nicht. „Eine Halleluja-Prozession wird es nicht geben“, betonte der CDU-Abgeordnete Ludwig Burkardt. Nur ein überzeugendes Konzept könne die Basis sein. SPD-Vertreter Jens Klocksin sieht die Gemeindevertretung „weiter in der Pflicht zur politischen Meinungsbildung“, wie ein Betreiberkonzept aussehen könnte. Beim Betrieb der Kammerspiele müsse die öffentliche Hand mitdirigieren, befand Klocksin. Die Beispiele des Potsdamer Waschhauses oder Lindenparks würden zeigen, wie ruinös es enden kann, überlasse man die Kulturstätten der alleinigen Regie freier Träger.

Dass die Kammerspiele in eine freie Trägerschaft eines Vereins, vielleicht eines Fördervereins geführt werden, ist für Bürgermeister Grubert der einzige Weg. Die Gemeinde könne als Mitglied fungieren und Zuschüsse gewähren. Das Kulturhaus in Eigenregie zu führen, könne man sich nicht leisten. Mit externem Sachverstand will Grubert nun ein Betreiberkonzept erarbeiten lassen. Schon vor einem Jahr hatten die Gemeindevertreter dem Rathaus diesen Auftrag erteilt, auch Erwerb und Sanierung sollten geprüft werden. „Ich betrachte den Optionsvertrag nunmehr als Teil zur Erfüllung dieses Auftrags“, so BIK-Vertreter Roland Templin.

Ein Kauf der Kammerspiele würde auch die „konsequente Trennung“ von anderen Kulturstandorten bedeuten, so Grubert. Verabschieden müsste man sich dann u.a. von zwei Objekten im Meiereifeld. Um die Investitionskosten für die Kammerspiele aufzubringen, könne sich Grubert den Verkauf gemeindeeigener Baugrundstücke vorstellen. Mit Kauf und Sanierung des Kulturhauses indes „schaffen wir einen neuen Wert für Kleinmachnow“. Peter Könnicke