PNN 08.01.2010

 

Verzückt im politischen Alltag

Regionale FDP plädiert beim Dreikönigstreffen für verlässliche und glaubwürdige Arbeit (08.01.10)

Region Teltow - Der Standort ist immer eine Diskussion wert. Günter Wüstenhagen, Stahnsdorfer Urgestein, hat die Bäkemühle „schon immer auf Stahnsdorfer Seite gesehen“. Der Kleinmachnower Hinrich Enderlein beharrt darauf, dass das feine Restaurant auf Kleinmachnower Territorium steht. Es war ein freundlicher Disput, den die beiden um die Lage der Bäkemühle führten, in der am Mittwochabend die regionale FDP ihr traditionelles Dreikönigstreffen zelebrierte. Große Fusionsdebatten, wie sie das liberale Stelldichein schon erlebt hat, blieben am Mittwochabend aus. Ohnehin haben die Liberalen wenig Grund zu Streit und Missmut, war doch das vergangene Jahr „ein Super-FDP-Jahr“, wie Norbert Gutheins vom FDP-Ortsverband Kleinmachnow betont wissen wollte.

Die Bundes- und Landtagswahl vermag die hiesigen Liberalen noch immer in Verzückung zu versetzen, gleichwohl das politische Alltagsgeschäft auf Bundesebene erste Schrammen hinterlässt. „Es ist eben neu, dass eine Partei das macht, was sie vor der Wahl angekündigt hat“, meint FDP-Landeschef Heinz Lanfermann.

Dass Parteien auch alte Positionen aufgeben, wenn sie in Regierungsverantwortung sind, hat der Teltower Landtagsabgeordnete Hans-Peter Goetz „verblüfft“ festgestellt. „Drastisches“ Beispiel: die Kleinmachnower Schleuse. Gegen deren geplanten Ausbau hat die märkische Linkspartei jahrelang Widerstand geleistet. Einen Antrag zum Stopp der Ausbaupläne der FDP-Fraktion im Landtag, die von Goetz geführt wird, wurde im Dezember indes mit den Stimmen der Linken in die Fachausschüsse verwiesen. „Dabei liegen die Fakten, die selbst die Linken jahrelang vorgetragen haben, klar auf der Hand“, so Goetz. Es sei klar, dass eine Schleuse von 190 Meter Länge nicht gebraucht werde. Man habe auch gar nicht mehr die Zeit, „monatelang zu diskutieren“. Das 40-Millionen-Euro-Projekt ist europaweit ausgeschrieben, der Auftrag soll im Frühjahr vergeben werden. Zwar ließe sich das Vorhaben auch nach der Auftragsvergabe noch stoppen. „Aber es wird ungleich schwieriger“, so Goetz. Das beauftragte Unternehmen könne den zu erwartenden Gewinn rechtlich geltend machen. Dass die Linken dies in Kauf nehmen, obwohl sie bislang den „Unsinn einer Riesen-Schleuse“ propagierten, sei absolut unverständlich, findet Goetz.

Der Wankelmut der Linken sowie die fehlende Unterstützung des Teltower SPD-Landtagsabgeordneten Sören Kosanke bei der FDP-Initiative gegen den Schleusenausbau mache Goetz „skeptisch“, ob man in anderen Fragen zur Entwicklung der Region an einem Strang ziehen könne. So hält der Liberale die Anerkennung des Trios Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf als regionalen Wachstumskern weiter für notwendig. In der bisherigen wirtschaftspolitischen Gliederung des Landes bleibt der Region der Status – und damit finanzielle Förderung – vorenthalten. Ob dies die Landespolitiker der Region in einem Gemeinschaftsakt ändern können, vermag Goetz nicht zu sagen. „Die Schleuse zeigt, wie verlässlich politische Aussagen sind.“

Mit Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit hingegen wolle sich die FDP im Landtag profilieren, so Goetz. Politische Akzente wolle die Fraktion bei Bildung, Wirtschaft, Steuern und Grundrechten setzen. Auf Kreisebene habe die Partei bei der letztjährigen Wahl von Landrat Wolfgang Blasig (SPD) gezeigt, dass es ohne die FDP nicht gehe. Peter Könnicke