PNN 23.12.09

 

Kammerspiele zu verkaufen

Betrieb soll eingestellt werden / Eigentümer unterbreitet Rathaus erstmals schriftliches Kaufangebot (23.12.09)

Kleinmachnow - Harry Potter, James Bond und ganz aktuell auch die Päpstin hat Karl-Heinz Bornemann schon in den Kleinmachnower Kammerspielen begrüßt. Doch jetzt will sich der 60-jährige Besitzer des Kino- und Theaterhauses an der Karl-Marx-Straße endgültig von seinem Geschäft verabschieden. Bornemann hat der Gemeinde ein neues Verkaufsangebot für die bekannte Kleinmachnower Kulturstätte unterbreitet. Damit scheint Bewegung in die seit Jahren zähen Verhandlungen über die Zukunft des maroden Hauses zu kommen.

„Es muss eine Lösung her“, sagte Bornemann gestern gegenüber den PNN. Im nächsten Jahr sollen die Kammerspiele verkauft werden, so sein Wunsch. Ein verordnetes Ende ist bereits zu Ostern in Sicht: Einem aktuellen Brandschutzgutachten zufolge müssen bis dahin Teile der alten Saaltechnik erneuert werden – Investitionen, die Bornemann scheut.

Bereits in der Vergangenheit hatte Karl-Heinz Bornemann, der Enkel des früheren Bauherren der Kammerspiele, Karl Bornemann, das Rathaus zu einer Lösung gedrängt. Mehrmals hatte er gedroht, den Betrieb in absehbarer Zukunft einstellen zu wollen. Verhandlungen über den Verkauf der Kammerspiele an die Gemeinde waren bislang allerdings an den Preisvorstellungen gescheitert.

Gegenüber den PNN zeigte sich Bürgermeister Michael Grubert (SPD) gestern zuversichtlich, bis Ende Januar mit den Gemeindevertretern über einen Kauf der Kammerspiele zu beraten. „Herr Bornemann hat Bewegung gezeigt“, sagte Grubert. Er begrüßte den Schritt. Nach dem ersten schriftlichen Angebot sei man in der Lage, mit notarieller Begleitung in die Kaufverhandlungen einzusteigen. Grubert bestätigte, dass das Angebot am 9. Dezember im Rathaus eingegangen ist. Die Gemeindevertreter seien bereits darüber informiert, zumal Bornemann – ebenfalls schriftlich – ankündigte, den Betrieb einzustellen.

Zum Verkauf steht das rund 1600 Quadratmeter große Grundstück samt Kammerspielen, nicht jedoch das dahinterliegende Wohnhaus der Familie. Der Kaufpreis soll um die 400 000 Euro liegen. Laut Bürgermeister Grubert habe Bornemann der Gemeinde einen dreimonatigen Optionsvertrag angeboten. In dieser Zeit garantiere er den ausgehandelten Kaufpreis, gleichzeitig könne die Gemeinde den Zustand der Kammerspiele begutachten lassen und die Kosten für die Sanierung des denkmalgeschützten Hauses berechnen. „Ich will keine Katze im Sack kaufen“, erklärte Grubert. Er rechnet damit, dass eine siebenstellige Summe zur Rekonstruktion der Kammerspiele eingeplant werden muss.

Geld, das in der Haushaltskasse fehlt, sagte der Vorsitzende des Kleinmachnower Kulturausschusses, Wolfgang Nieter (CDU), den PNN. Angesichts der angespannten Haushaltslage sei der Kauf ein schwieriges Unterfangen. Wie berichtet, muss sich Kleinmachnow im Jahr 2010 auf Einnahmeausfälle in Höhe von zehn Millionen Euro einstellen. „Es wäre schön, wenn es dennoch gelänge, die Kammerspiele zu kaufen“, sagte Nieter. Es müsse darüber diskutiert werden. „Angesichts des Charmes und der historischen Bedeutung der Kammerspiele, wünsche ich es mir.“

Die Kammerspiele sind bereits 1936 erbaut worden. Die Familie Bornemann führte das Kino- und Theaterhaus, bis sie 1960 über die Grenze der DDR in den Westen floh. Das Haus wechselte in staatlichen Besitz. Nach dem Fall der Mauer erhielt die Familie die Kammerspiele samt dahinterliegendem Wohnhaus zurück. Bis Ende 2003 verpachteten die Bornemanns die Kulturstätte an die Gemeinde. Danach führte Karl-Heinz Bornemann die Geschäfte des mittlerweile denkmalgeschützten Hauses weiter.

„Wenn die Gemeinde will, dass die Kammerspiele erhalten bleiben, dann wird ein Weg gefunden“, glaubt Bornemann. Statt die Kulturstätte zu kaufen, könne man sie auch pachten oder mieten – gebenenfalls stünden die Angebote auch anderen Interessenten zur Verfügung. Tobias Reichelt