PNN 21.12.09
Kleinmachnow - Sonntagabend, Dreilinden: Auf einer Etage des
mehrstöckigen Ebay-Gebäudes im Europarc brennt Licht. Immerhin, mag sich manch
einer der 400 Mitarbeiter des Online-Auktionshauses denken, dessen Arbeitsplatz
nach Dublin verlagert werden soll. Auf Dauer würden in Dreilinden sämtliche
Ebay-Lichter ausgehen, „der Standort wird in Zukunft nicht mehr existieren“,
meint ein Mitarbeiter, der demnächst seine Kündigung erwartet.
Am Samstag protestierten zahlreiche Ebay-Mitarbeiter in der Potsdamer
Innenstadt gegen die Politik ihres Arbeitsgebers und den geplanten
Stellenabbau. Bei den Plänen der deutschen Ebay-Spitze, das internationale
Kundengeschäft umzustrukturieren und nach Irland zu verlagern, „geht es nur ums
Geld“, wütet ein Mitarbeiter, der seit sieben Jahren für Ebay arbeitet. In
Irland seien die Lohnkosten geringer, es gebe keine Betriebsräte und keine
strengen Kündigungsregeln. Ums Geld sei es auch nur gegangen, als sich Ebay
2002 in Dreilinden ansiedelte: Mit zehn Millionen Euro hat das Land Brandenburg
die Ansiedlung subventioniert – Ebay musste im Gegenzug eine
Arbeitsplatzgarantie über mehrere Jahre abgeben. Gegenüber den PNN bestätigte
Ebay-Sprecher Nerses Chopurian, dass wirtschaftliche Zwänge des Unternehmens
keine Rolle beim dem geplanten Personalabbau spielen. „Es ist ein rein in die
Zukunft gedachter Schritt, um effizient und effektiv zu bleiben und unsere
Marktposition zu verteidigen.“
Allerdings hat das Unternehmen auch investiert: In den Bau mehrerer
Bürogebäude im Europarc sowie in Schulungen seiner Mitarbeiter. Umso
unverständlicher ist es denen, sie durch vermeintlich weniger Qualifizierte zu
ersetzen. „Statistiken belegen, dass wir besser sind als der Kundenservice, der
bereits in andere Länder verlagert wurde“, so ein Betroffener.
Die Verhandlungen über einen Sozialplan werden am 7. Januar fortgesetzt. Neben
Beratungen für eine neue berufliche Perspektive gehe es dabei um Abfindungsregelungen,
so Ebay Sprecher Chopurian gegenüber den PNN. Nur etwa 600 Mitarbeiter sollen
bleiben
Für den Europarc sieht dessen Geschäftsführer Jacky Starck wenig Folgen. Lange
dienten Ebay und die hohe Zahl an Mitarbeitern als Argument für einen schienengebundenen
Anschluss durch die Stammbahn bzw. die S-Bahn. Der Standort „lebt auch ohne
Ebay“ und habe unabhängig von dem Branchenriesen eine eigene Dynamik
entwickelt, so Starck. Daher stehe eine Bahnanbindung weiterhin auf der
Tagesordnung. Im Januar werde es dazu ein Treffen mit Vertretern des Berliner
Verkehrssenats, des brandenburgischen Infrastrukturministeriums sowie Bundes-
und Landespolitikern geben. Peter Könnicke