PNN 16.12.09

 

Straßen statt Worte

Teltow und Stahnsdorf schaffen Einvernehmen über Verkehrsführung / Kleinmachnow bleibt außen vor (16.12.09)

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Region Teltow - Kleinmachnows Bauausschusschef Jens Klocksin (SPD) ist in Rage: „Unverantwortlich, eigenmächtig, nicht kollegial“, schimpfte der Verkehrsexperte gestern über seine Kollegen aus den Teltower und Stahnsdorfer Bauausschüssen. Die hatten sich unter Führung ihrer Bürgermeister am Montagabend zu einem Arbeitstreffen im Stahnsdorfer Rathaus verabredet. Thema der Sitzung war die Abstimmung in wichtigen Fragen der künftigen Verkehrsführung, darunter der Bau der Biomalzspange, des Schenkendorfer Wegs und der neuen Landesstraße 77. Alle drei Projekte wurden von den Bauausschüssen mehrheitlich begrüßt. Kleinmachnow blieb außen vor.

„Das ist kein Kompromiss, das ist die Maximalvariante“, sagte Klocksin gegenüber den PNN. Zu gerne hätte er das auch am Montagabend deutlich gemacht. Aber: „Eine Einladung wurde nicht ausgesprochen“, sagte Klocksin. So wie die Öffentlichkeit sei auch er vom Treffen ausgeschlossen gewesen. Dabei hatte er noch vor drei Wochen in der gemeinsamen Sitzung der kommunalen Arbeitsgemeinschaft „Der Teltow“ (KAT) darauf gedrungen, zu einer regionalen Lösung zu kommen. Einer Lösung, die einen behutsamen Ausbau der Straßen vorsehe, Natur schütze sowie Bus und Bahn-Verkehr stärke. Mit Zustimmung und Applaus hatten die Kat-Mitglieder Klocksins Vorschlag damals entgegengenommen.

Jetzt soll es anders kommen. Übereinstimmend berichteten der Stahnsdorfer Bauausschussvorsitzende Claus-Peter Martensen (CDU) und sein Teltower Kollege Helmut Tietz (SPD), dass alle drei Straßenprojekte auf Zustimmung stießen. „Wir wollen den Verkehr verteilen, Straßen entlasten“, erklärte Martensen. Dazu seien die drei Straßen notwendig.

Werden sie in Gänze umgesetzt, wird sich die Straßenlandschaft der Region deutlich verändern: Mit der L 77 und dem ausgebauten Schenkendorfer Weg werden gleich zwei Straßenachsen in Nord-Süd-Richtung gezogen. Die L 77 soll zwischen dem Stahnsdorfer Gewerbegebiet und dem Blumenviertel entstehen. Beginn der Straße ist an der Güterfelder Ortsumfahrung, sie endet am Stahnsdorfer Hof. An der Straße sind zwei Abzweigungen geplant: die Biomalzspange – sie soll den Kreisel am Kauflandmarkt in Teltow mit dem Stahnsdorfer Gewerbegebiet verbinden – und der Abzweig zum Schenkendorfer Weg nach Teltow. Er soll den Ortsteil Ruhlsdorf entlasten.

„Der Schenkendorfer Weg soll ausgebaut werden“, sagte Teltows Bauausschusschef Tietz. Offen sei der Ausbau-Standard: entweder als Landes- oder als Siedlungsstraße. Mehrheitlich wurde eine Landesstraße begrüßt, da sonst die Kommunen den Ausbau zahlen müssten. Über die Biomalzspange herrsche Einigkeit und die L 77 stehe auf der Prioritätenliste ganz oben, berichtete Tietz.

Alle Straßenprojekte sind bei Bürgergruppen und Anwohnern umstritten. Sie fürchten Lärm und Verkehr in bislang unberührter Natur (PNN berichteten). Kleinmachnows Bauausschusschef Klocksin empfahl ihnen gestern den Protest. Er selbst forderte von den Nachbarn „Verbindlichkeiten im Miteinander“ und eine neue, offene Debatte. Tobias Reichelt