PNN 04.12.09
Kleinmachnow - Die brandenburgische Landesregierung soll sich zu dem
für Frühjahr 2010 geplanten Ausbau der Kleinmachnower Schleuse positionieren.
Das forderten gestern der Stahnsdorfer Bürgermeister Bernd Albers (BfB), der
Linken-Landtagsabgeordnete Andreas Bernig und die FDP-Landtagsabgeordnete
Marion Vogdt. „Was will die Regierung gegen die Monsterschleuse unternehmen?“,
will Vogdt wissen. Auch Manfred Hauck, Gründungsmitglied Bürgerinitiative „Pro
Kanallandschaft Kleinmachnower Schleuse“, hat sich mit einem dringenden Appell
an Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) gewandt: Der Regierungschef soll
gegen den Ausbau intervenieren.
„Nur Sie, Herr Ministerpräsident, können noch in letzter Minute eine
Überprüfung und Veränderung des vorliegenden Planfeststellungsbeschlusses
durchzusetzen“, heißt es in dem Brief an Platzeck. Hauck und die
Landtagsabgeordneten fordern eine Umweltverträglichkeitsuntersuchung für das
Verkehrsprojekt. Sie setzen sich für den kürzeren, nur 115 Meter langen Ausbau
ein. Der „überdimensionierte Ausbau“ mit einer Länge von 190 Metern müsse vom
Tisch, so Hauck. Die Ausbaugegner riefen gestern erneut zur angekündigten
Demonstration am Sonntag um 17 Uhr vor Ort auf.
Wie berichtet, hat das Bundesverkehrsministerium am 17. November den Baustart
verkündet. Der Ausbau auf 190 Meter wurde europaweit ausgeschrieben. Die
Arbeiten sollen im Frühjahr beginnen. Bauzeit: drei bis vier Jahre.
Der Leiter des Wasserstraßen-Neubauamtes Berlin, Rolf Dietrich, machte gestern
deutlich, dass mit den Bauvorbereitungen, wie Baumfällungen am Rande des
Teltowkanals und am Machnower See, erst im kommenden Jahr begonnen werde.
Generell müsse erst die Mittelkammer als „Umleitung“ ertüchtigt werden, bevor
die Nordkammer ausgebaut wird. Dietrich verteidigte die Ausbaupläne auf 190
Meter als die „naturverträglichere Lösung“. Bei der alternativen Länge von 115
Metern müssten mehr Wartestellen in den Uferbereichen gebaut werden. Ebenfalls
am Sonntag will er bei einer Schleusenführung um 15 Uhr die Baupläne vor Ort
vorstellen. Dietrich zeigte sich überrascht von den anhaltenden Protesten: Der
Ausbau sei planfestgestellt. Nach dem Planverfahren seien keine Klagen gegen
den Bau eingegangen. Bestätigt fühlt er sich durch eine nichtrepräsentative
Umfrage auf den Internetseiten der PNN. Von knapp 600 abgegebenen Stimmen,
sprachen sich 71 Prozent für den Bau der Schleuse aus. Mehrfachabstimmungen
waren möglich.
„Der Herr Dietrich ist sehr clever“, sagte gestern „Pro
Kanallandschaft“-Mitglied Hauck auf die Umfrage angesprochen. Der
Schleusenausbau sei für das Wasserstraßenneubauamt wie eine
Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Das Interesse des Amts an einer solchen Umfrage
sei nachzuvollziehen. „Wir befürchten, dass der Schleusenausbau zum Anlass
genommen wird, später auch den Teltowkanal zu verbreitern“, warnte Hauck. Seine
privaten Umfragen vor Ort hätten ein anderes Bild abgegeben: „Die schöne
Kanalaue soll weg? Das begreift kein Schleusenbesucher.“ Tobias Reichelt