PNN 21.11.09
Kleinmachnow - Die Erinnerungen an die blühenden Zeiten des Künstlerorts scheinen langsam zu verblassen. Kleinmachnow –
früher bekannt durch Schriftstellerinnen wie Maxie Wander, den Komponisten Kurt Weill, Architekten wie Walter
Gropius und den Kulturpolitiker Adolf Grimme – droht seinen kulturellen Charme
zu verlieren. Wohl auch, weil die Kulturangebote zu wünschen übrig lassen. Ein
gutes Drittel der Kleinmachnower nutzt die bestehenden kulturellen Angebote
nicht mehr. Gerade 18 Prozent besuchen wenigstens viermal jährlich eine der
Lesungen, Konzerte, Tanz- oder Kinoabende. Das ist das Ergebnis einer Umfrage
unter 1500 Einwohnern, die das Rathaus vor einem Jahr in Auftrag gegeben hatte.
Sie wurde jetzt veröffentlicht und soll Grundlage zur Diskussion für ein
Kulturkonzept sein.
Grundsätzlich sind 34 Prozent der Kleinmachnower mit dem Kulturangebot
zufrieden, auch wenn es viele als „mittelmäßig“ einstufen. 17 Prozent sind
unzufrieden. Der Unmut sammelt sich vor allem in der Jugendarbeit: „Die Jugend
wird vernachlässigt, was sich an Samstagabenden in Form von, kleinen,
betrunkenen Grüppchen in Kleinmachnow widerspiegelt!“, ist in der Umfrage zu
lesen – das sei „ehrlich traurig“, schreibt ein anderer.
Seitenlang finden sich in der Dokumentation, die Potsdamer FH-Studenten
erarbeitet haben, Ratschläge, Kritik und Forderungen: „Das Kino in den
Kammerspielen sollte erhalten werden“, heißt es oft. Doch das Programm müsse
ansprechender sein. Ein Kleinmachnower äußert den Wunsch nach einem Kino im Europarc Dreilinden. Für laue Sommerabende fehle es an
einem Freiluftkino und einem Biergarten. Andere fordern eine Schwimmhalle mit Rutschen,
Whirlpool und Solarien.
Die Umfrage soll Impulse geben, heißt es in der Vorlage, die an alle
Gemeindevertreter verteilt wurde. „Der Prozess ist eröffnet“, sagte
Kleinmachnows Kulturausschussvorsitzender Wolfgang Nieter
(CDU) gegenüber den PNN. Auch Nieter findet, dass es
an Aufführungsorten und Jugendangeboten fehlt. Bis zum Februar sollen die
Gemeindevertreter das Dokument studieren können – dann soll die Debatte
eröffnet werden. Zum Beispiel zur Notwendigkeit eines zweiten Jugendclubs, den
ein Kleinmachnower vorschlägt. „Kultur ist nur noch für die Reichen
erschwinglich“, macht ein anderer deutlich. Die Musikschule sei zu teuer, heißt
es weiter. Ausstellungen im Rathausfoyer seien oft lieblos.
Auch wenn die kulturellen Angebote für Senioren im Ort 40 Prozent der Befragten
als ausreichend empfinden, hat die Zielgruppe auch eigene Wünsche: Ein
Internet-Cafe für das reifere Alter oder ein Teetanz für Rentner. Und auch
Hindernisse gelte es zu beseitigen: „Durch die Wildschweinplage sind mir viele Angebote,
die ich gern besuchen würde, verwehrt“, schreibt ein Kleinmachnower. Tobias
Reichelt