PNN 16.11.09
Kleinmachnow - Vorsichtig dreht Hilmar Schröder an einer kleinen
goldenen Kurbel. „Wenn man hier eine Weile dreht, kann man hinterher
telefonieren“, sagt Schröder und greift zum edlen Hörer. Das dunkelrote
dänische Telefon hat es dem Mitarbeiter des Industriemuseums der Region Teltow
angetan. Knapp ein Jahr haben Schröder und seine Kollegen gebraucht, um fast
hundert historische Telefone in die Räume des Museums nach Kleinmachnow zu
bringen. Von einem knapp 80 Jahre alten öffentlichen Fernsprecher über
verschiedenste Feldtelefone, explosionsgeschützte Grubentelefone, exquisite
Liebhaberstücke bis zu einem Mickey-Maus-Apparat haben sie eine stolze
Sammlung.
Die Telefone sind Teil der neuen Ausstellung „Meilensteine der
Festnetzkommunikation“, die ab Montag im Industriemuseum im Meiereifeld 35 zu
bestaunen ist. Um vor allem junges Publikum mit der alten Technik zu locken,
hat sich Museums-Chef Hartmut Wittich etwas Besonderes einfallen lassen. Nach
dem Motto „Vergangenheit bewahren, Gegenwart erleben und Zukunft gestalten“
widmet sich ein Teil der Ausstellung den beruflichen Perspektiven in der
Kommunikationsbranche in der Region Teltow.
So liegen neben den zum Teil sehr alten Telefonen Bewerbungsvorlagen für den
auch in Stahnsdorf ansässigen Telekom-Konzern bereit. Auch das
Mobilfunkunternehmen O2 mit einem Sitz in Teltow informiert über
Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort. „Wir wollen zeigen, was es hier so gibt, wo
sich junge Leute bewerben können“, sagt Wittich. Beispielhaft habe man in der
Ausstellung den Beruf des IT-Systemelektronikers näher erläutert. Der kann bei
der Telekom und bei O2 erlernt werden. Wer in der Kommunikationsbranche
studieren möchte, kann sich zudem über den Studiengang Telematik der
Technischen Hochschule Wildau informieren. Nebenbei gibt es Faltblätter über
andere, weniger bekannte aber dennoch erfolgreiche Kommunikationsunternehmen
der Region. „Wir müssen gemeinsam mehr tun, damit nicht so viele Jugendliche
wegziehen“, sagt Wittich.
Auch die Geschichte kommt nicht zu kurz: In den drei Ausstellungsräumen findet
sich Wissenswertes über uralte und moderne Vermittlungstechnik. Neben
Feldtelefonen mit Weltkriegsspuren gibt es Schautafeln, die ISDN, DSL und die
Telefon-Haustechnik erklären. Wer zum Beispiel zu Hause beim Anschließen seines
neuen Internet-Routers in Schwitzen kommt, kann sich das im Industriemuseum
zeigen lassen.
Im vergangenen Jahr besuchten knapp 3000 Gäste das Museum in den früheren
Räumen der Kleinmachnower Gemeindeverwaltung. Knapp 600 Gäste waren Schüler,
sagte Museumschef Wittich. Damit künftig noch mehr Schulen ihre Wandertage in
dem mittlerweile fünf Jahre alten Industriemuseum verbringen, hat man jetzt
weitere Kooperationsvereinbarungen geschlossen: Neben den vier weiterführenden
Schulen in Kleinmachnow und Teltow arbeitet man auch mit der Zille-Grundschule
in Stahnsdorf, der Eigenherd-Grundschule in Kleinmachnow und der Teltower
Anne-Frank-Grundschule zusammen.
Museumsmitarbeiter Schröder freut sich schon auf die Besucher der neuen
Ausstellung. Sie ist, wie das Museum, von Dienstag bis Donnerstag von 10 bis 15
Uhr und an jedem ersten Sonntag im Monat von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Alle
ausgestellten Telefone dürfen vorsichtig angefasst werden, sagt Schröder.
Allerdings: „Telefonieren kann man damit nicht“, denn angeschlossen hat die
Apparate keiner. Tobias Reichelt