PNN 29.10.09

Freihaltetrasse ja – enteignen nein

Im Stahnsdorfer Radwegstreit wird an einem Kompromiss gearbeitet

Stahnsdorf - Die Stahnsdorfer Gemeindeverwaltung will offenbar von ihren umstrittenen Plänen absehen, knapp 80 Einwohnen für den Bau eines Radweges im Ort teilweise zu enteignen. Nach PNN-Informationen sollen in der kommenden Bauausschusssitzung am Dienstag Alternativen zu den bisherigen Planungen vorgestellt werden. Dazu zählen die Einrichtung eines Grünzugs zwischen der Potsdamer Allee und dem Güterfelder Damm ohne einen Radweg oder aber die Einstellung des gesamten Verfahrens um den sogenannten Bebauungsplan Nummer 7.

Sollte das Planverfahren eingestellt werden, droht die mögliche S-BahnTrasse von Teltow über Stahnsdorf bis Kleinmachnow verbaut zu werden. Die Option zu wahren, war eigentliches Ziel des Radwegs, für den Anwohner Teile ihrer Grundstücke hätten abgeben müssen. Mit dem Weg sollte die Bahn-Trasse freigehalten werden. Offiziell wollte man Schulwege sichern und die Bebauung regulieren. Bei den Betroffenen waren die Pläne auf Widerstand gestoßen. Viele Gemeindevertreter sprachen sich gegen den Radweg aus (PNN berichteten).

Beim neuen Vorschlag für einen Grünzug ohne Radweg verfolge die Gemeinde städtebauliche Ziele, hieß es gestern auf Nachfrage vom zuständigen Planungsbüro in Potsdam. Eine S-Bahn-Trasse sei weiter nicht im Gespräch und könne von der Gemeinde nicht realisiert werden. Stattdessen wolle man mit dem neuen Bebauungsplan darauf achten, dass nicht jeder „Quadratzentimeter in dem sensiblen Innenbereich Stahnsdorfs“ bebaut werde, hieß es. Parallel zur möglichen Bahnstrecke teilen sich teilweise bis zu vier Häuser ein Grundstück. Das erzeuge immense Verkehrsprobleme, hatte bereits Stahnsdorfs Bauamtsleiterin Ute Börner gemahnt. Mit dem Bebauungsplan soll das jetzt geregelt werden.

Die neuen Pläne könnten durchaus auf Zustimmung bei der Mehrheit der Gemeindevertreter treffen: Bislang hatte sich die CDU-Fraktion vehement gegen den Bau des Radweges ausgesprochen. Dort hatte man rechtliche Bedenken gegen die Enteignung der Anwohner geltend gemacht. Stattdessen einen Grünzug ohne Radweg festzulegen und damit auf die Enteignung zu verzichten, sei durchaus eine „Idee mit der man leben könnte“, sagte CDU-Fraktionschef Claus-Peter Martensen gegenüber den PNN. Er habe sich über eine solche Lösung bereits selbst Gedanken gemacht. Auch in der Fraktion habe man darüber gesprochen. „Wir müssen jetzt sehen, ob die Variante einer juristischen Prüfung standhält“, sagte Martensen. Das gesamte Bebauungsplanverfahren einzustellen, sei keine Lösung. Sollte sich die Bahn tatsächlich dazu entschließen, den Ringschluss eines Tages zu verwirklichen, müsste man in diesem Fall womöglich viele neugebaute Häuser abreißen, mahnte Martensen.

Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) bestätigte gestern gegenüber den PNN, dass ein Grünzug ohne Radweg eine „denkbare Alternative“ zu den bisherigen Planungen sei. Er setzt jetzt auf die Vorschläge aller Gemeindevertreter, wie weiter mit der Planung umgegangen werden soll. „Ich hätte gerne eine Ansage“, so Albers. Endgültig können die Gemeindevertreter auf ihrer Sitzung am 10. Dezember über den Bebauungsplan entscheiden. Tobias Reichelt