PNN 22.10.09
Potsdam-Mittelmark – Ab kommenden Montag beginnen auch im Landkreis
Potsdam-Mittelmark die Impfungen gegen die Schweinegrippe. Allerdings mit einer
Einschränkung: Die ersten 10 000 Impfdosen sind sogenannten „Schlüsselpersonen“
vorbehalten, sagte Amtsärztin Johanna Aulich gestern gegenüber den PNN. In den ersten zwei Wochen
nach Impfstart werden zunächst Ärzte, Krankenschwestern, Rettungskräfte,
Feuerwehrleute oder Angestellte des Katastrophenschutzes gegen das
Schweinegrippe-Virus geimpft. Anschließend sollen sich chronisch Kranke, sowie
Schwangere ihren Schutz abholen können. Erst danach werden die Mittel anderen
zur Verfügung stehen, sagte Aulich. Ein genaues Datum
konnte sie gestern nicht nennen.
„Das ist das erste Mal, dass wir die Möglichkeiten haben, uns mit einer Impfung
vor einer möglichen Pandemie zu schützen“, riet die Amtsärztin
generell zu der Impfung. Lassen sich möglichst viele Menschen impfen, könne man
eine Mutation des Schweinegrippevirus H1N1 und eine befürchtete massenhafte
Ausbreitung wahrscheinlich verhindern. Aulich sprach
von einem „unsäglichen Hickhack“, das in den Medien um die unterschiedlichen
Impfstoffe und die möglichen Nebenwirkungen verbreitet worden sei. Im gesamten
Landkreis werde mit dem Impfstoff „Pandemrix“
geimpft, der mit einer Verstärkersubstanz angereichert ist. Ausnahmen gebe es
keine, sagte Aulich. Große Sorgen um Nebenwirkungen
seien bislang unbegründet. Wenn, dann seien grundsätzlich ähnliche Reaktionen
wie bei der saisonalen Grippe-Impfung zu erwarten: Fieber, Kopfschmerzen,
Schmerzen an der Impfstelle oder allgemeines Unwohlsein.
Bislang sei die Resonanz im Landkreis auf die jetzt angekündigte Impfung sehr
gut. „Wir stehen ständig in Kontakt mit Feuerwehrleuten oder Bürgermeistern.“
Alle sogenannten Schlüsselpersonen wurden von der Amtsärztin
zur Impfung eingeladen. Der Termin-Kalender sei voll. In den ersten zwei Wochen
werde wegen der großen Nachfrage an den vier Standorten des
Kreisgesundheitsamts durchgängig geimpft. Krankenhäuser, viele Arztpraxen und
einige Apotheken erhalten zudem eigene Impfdosen zur Selbstversorgung – deren
Mitarbeiter müssen nicht zum Amt, um sich ihre Spritze geben zu lassen.
Insgesamt seien im Landkreis seit Ausbruch der Schweinegrippe im Juli 75
Menschen an dem Virus erkrankt. Bislang sei die Grippe bei allen ohne größere
Komplikationen verlaufen, sagte Aulich. Noch immer
stecken sich die meisten Betroffenen auf Reisen im Ausland an. Nur ein geringer
Teil der Erkrankten habe sich vor Ort infiziert – meist handelte es sich dabei
um Personen desselben Haushalts oder Schüler derselben Klasse oder Sportgruppe.
Die meisten Grippefälle wurden in der Region Teltow, Kleinmachnow und
Stahnsdorf gemeldet. Allerdings: Hier ist die Bevölkerungsdichte im Kreis am
höchsten. Die Grippe habe sich im gesamten Kreis proportional zur
Einwohnerdichte ausgebreitet.
Jeder, der sich impfen lassen will, sollte sich zuvor von seinem Hausarzt,
Gynäkologen oder Kinderarzt beraten lassen, sagte Aulich.
Das gelte insbesondere für Schwangere. Die Impfung ist freiwillig und für alle
Patienten kostenlos, auch die Praxisgebühr muss nicht bezahlt werden. Die
Kosten übernehmen die Krankenkassen. Wer sich impfen lassen will, aber nicht
zur Gruppe der Schlüsselpersonen zählt, sollte die Wartezeit nicht ungenutzt
verstreichen lassen, riet Aulich. Im Vorfeld der
Schweinegrippe-Impfung könne bereits gegen die saisonale Grippe vorgesorgt
werden. Ein Abstand von mindestens zwei Wochen zwischen den beiden Nadelstichen
muss eingehalten werden. Und ob mit oder ohne Spritze: regelmäßig Hände waschen
und in den Ärmel statt in die Hand husten ist weiterhin Pflicht. Tobias
Reichelt